Medizin
Lasertherapie bei lokalisiertem Low-Risk-Prostatakarzinom effektiv
Dienstag, 20. Dezember 2016
London – Eine photodynamische Therapie, die nach intravenöser Injektion eines Photosensitizers Tumorgewebe mit Hilfe eines Lasers verödet, hat in einer Phase 3-Studie in Lancet Oncology (2016; doi: 10.1016/S1470-2045(16)30661-1) bei Patienten mit lokalisiertem Low-Risk-Prostatakarzinom die Häufigkeit von lokalen Rezidiven gesenkt und vielen Patienten (zumindest vorerst) eine komplikationsreiche Operation erspart.
Bei der photodynamischen Therapie werden die Patienten mit einem sogenannten Photosensitizer behandelt, der unter Einwirkung von Lichtstrahlen eine toxische Reaktion im Gewebe auslöst. Auf diese Weise kann die Wirksamkeit einer Behandlung auf einen Ort beschränkt werden.
Die photodynamische Therapie wird seit längerem in der Dermatologie, etwa zur Behandlung von Hauttumoren eingesetzt (der Photosensitizer wird dabei als Salbe auf den Tumor aufgetragen). In der Augenheilkunde wird das Verfahren zur Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration eingesetzt. Der Photosensitizer wird hier intravenös verabreicht. Er gelangt über den Kreislauf in die Netzhautgefäße, wo dann mit einem Laser gezielt pathologische Gefäßwucherungen (Neovaskularisation) zerstört werden können.
Eine vergleichbare Therapie haben Forscher des isrealischen Weizmann-Instituts für die Behandlung des Prostatakarzinoms entwickelt. Als Photosensitizer dient Padeliporfin, eine lichtempfindliche Substanz, die zuerst in Bakterien aus der Tiefsee entdeckt wurde.
Nach einer intravenösen Injektion gelangt Padeliporfin auch in die Blutgefäße der Prostata, wo der Photosensitizer durch einen roten Laser aktiviert wird. Für diese Aktivierung werden den Patienten mehrere Sonden vom Perineum aus in die Prostata vorgeschoben. Unter der Lichteinwirkung kommt es zu einer phototoxischen Reaktion, die zum Verschluss von Blutgefäßen und dadurch zu einer Gewebenekrose führt.
Die Behandlung kann nicht garantieren, dass der Tumor restlos beseitigt wird, sie vermeidet jedoch in den meisten Fällen Inkontinenz und Impotenz, die nach der radikalen Prostatektomie und auch nach einer konventionellen Strahlentherapie häufiger auftreten und dazu geführt haben, dass Patienten mit lokalisierten Low-Risk-Tumoren derzeit zu einer abwartenden Haltung geraten wird. Bei dieser „active surveillance“ wird die Operation auf einen späteren Zeitpunkt verschoben, wenn ein Anstieg des PSA-Werts im Blut oder eine Biopsie ein aggressiveres Wachstum des Tumors anzeigen.
Die Effektivität der photodynamischen Therapie mit Padeliporfin wurde in den letzten Jahren in einer klinischen Phase 3-Studie untersucht. An 47 europäischen Zentren (mit deutscher Beteiligung) wurden 413 Patienten mit lokalisiertem Prostatakarzinom (Stadium T2a) und einer günstigen Histologie (Gleason Score 3) auf eine „active surveillance“ oder auf eine photodynamische Therapie mit Padeliporfin randomisiert.
Wie das Team um Mark Emberton vom University College London jetzt berichtet, kam es nach der photodynamischen Therapie mit Padeliporfin bisher nur bei 58 von 206 Patienten (28 Prozent) zu einer Tumorprogression, während dies unter der „active surveillance“ bei 120 von 207 Patienten (58 Prozent) der Fall war.
Emberton errechnet eine adjustierte Hazard-Ratio von 0,34, die mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,24 bis 0,46 signifikant war. Zwei Jahre nach der photodynamischen Therapie hatten 101 Patienten (49 Prozent) eine negative Prostatabiopsie gegenüber 28 Patienten (14 Prozent) in der „active surveillance“-Gruppe. Die adjustierte Hazard Ratio betrug hier 3,67 (2,35-5,33). Auch der Anteil der Patienten, die sich bereits einer radikalen Prostatektomie unterzogen hatten, war mit 6 Prozent gegenüber 30 Prozent deutlich geringer.
Die photodynamische Therapie wurde von den meisten Patienten gut vertragen. Die häufigsten schweren Nebenwirkungen (Grad 3 oder 4) waren eine Prostatitis bei drei Patienten (2 Prozent) und eine akute Harnverhaltung bei drei Patienten (2 Prozent). Nur zwei Patienten klagten über eine erektile Dysfunktion (1 Prozent) gegenüber drei Patienten (1 Prozent) in der Vergleichsgruppe.
Die Firma Steba Biotech, ein Spin-off des Weizmann-Instituts mit Sitz in Luxemburg hat aufgrund der Ergebnisse bereits im Januar eine Zulassung bei der Europäischen Arzneimittelagentur beantragt. Eine Entscheidung steht noch aus. © rme/aerzteblatt.de

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