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Medizin

Forscher entdecken neuen Baustein der Immunabwehr von Pilzinfektionen

Freitag, 23. Dezember 2016

München – Einen Baustein der körpereigenen Abwehr gegen Pilze haben Wissen­schaftler der Technischen Universität München (TUM) entdeckt. Die Entdeckung erklärt unter anderem, warum Menschen mit bestimmten Genvarianten anfälliger für Pilzinfektionen sind. Die Arbeit ist im Fachmagazin Cell Reports erschienen (2016; doi: 10.1016/j.celrep.2016.11.018).

Bekannt sei, dass am Anfang der Immunreaktion sogenannte C-Typ Lektin-Rezeptoren von Zellen im Blut oder Gewebe bestimmte Moleküle auf Pilzzellen erkennen und den Signalweg für die Abwehr in Gang setzen, hieß es aus der Arbeitsgruppe um Jürgen Ruland, Inhaber des Lehrstuhls für klinische Chemie und Pathobiochemie der TUM. Zudem wisse man schon länger, dass das Protein CARD9 ein wichtiger Bestandteil dieser Kette ist. „Nur wenn dieses Molekül im Körper vorhanden ist, kann am Ende eine Entzündungsreaktion ausgelöst werden, die dafür sorgt, dass die Pilzzellen zerstört werden“, so die Forscher.

Die Arbeitsgruppe konnte jetzt zeigen, dass noch bevor CARD9 seine Funktion in der Kette wahrnehmen kann, die sogenannten Vav-Proteine aktiv werden müssen. Im menschlichen Körper kommen drei dieser Proteine vor – Vav1, Vav2 und Vav3. Sind alle drei ausgeschaltet, ist der Körper besonders anfällig für die Pilzinfektion, selbst wenn CARD9 im Körper vorhanden ist. „Bislang waren die Funktionen der Vav-Proteine im Wesentlichen als Teil des erworbenen oder adaptiven Immunsystems bekannt. Ihre Funktionen in der angeborenen Immunantwort, die im Zentrum unserer Arbeit steht, sind noch weitgehend unerforscht“, erläutert Susanne Roth, Erstautorin der Studie.

Die Wissenschaftler konnten ihre Laborergebnisse anhand von Patientendaten belegen: Unter einer Gruppe von Menschen, die an einer Infektion mit Candida-Hefepilzen erkrankt waren, war eine bestimmte Genvariante überproportional häufig vertreten. Diese sorgt dafür, dass Vav3 in einer leicht veränderten Form auftritt. Vav3 ist das Protein, dessen Fehlen sich in den vorangegangenen Versuchen am stärksten auf die Immunreaktion ausgewirkt hatte.

Die neu erkannte Bedeutung der Vav-Proteine könnte in Zukunft unter anderem genutzt werden, um diagnostische Verfahren zu entwickeln. „Denkbar wäre ein Risikoprofil für Chemotherapie-Patienten. Mithilfe von Genanalysen könne man gegebenenfalls fest­stellen, welche Patienten besonders anfällig für Pilzinfektionen sind“, so Ruland. © hil/aerzteblatt.de

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