Medizin
Eisenmangel-Anämie kann zu Hörstörungen führen
Freitag, 30. Dezember 2016
Hershey - Menschen mit einer Eisenmangel-Anämie leiden einer Studie in JAMA Otolaryngology-Head & Neck Surgery (2016; doi: 10.1001/jamaoto.2016.3631) zufolge häufiger unter Hörstörungen.
Etwa 15 Prozent aller Erwachsenen leiden unter Hörstörungen. Die Prävalenz steigt mit dem Alter auf bis zu 80 Prozent bei den über 85-Jährigen an. Bekannte Risikofaktoren für einen früheren Beginn der Hörstörungen sind arterielle Hypertonie, Diabetes und Tabakkonsum. Ein Eisenmangel wurde bisher nicht dazu gezählt. Die Analyse von mehr als 300.000 elektronischen Krankenakten der Medizinischen Universität des US-Staates Pennsylvania in Hershey zeigt jetzt erstmals, dass es einen Zusammenhang geben könnte.
Patienten mit nachgewiesener Eisenmangelanämie (Abfall von Ferritin und Hämoglobin) litten häufiger als andere Patienten auch an einer sensorineuralen Hörminderung, der eine Schädigung des Innenohrs zugrunde liegt. Kathleen Schieffer vom Penn State University College of Medicine in Hershey und Mitarbeiter ermitteln eine adjustierte Odds Ratio von 1,82, die mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,18-2,66 signifikant ist. Bei einer kombinierten Schwerhörigkeit, bei der auch die Schallübertragung im Mittelohr gestört ist, beträgt die adjustierte Odds Ratio sogar 2,41 (1,90-3,0).
Schieffer vermutet eine ischämische Schädigung der Cochlea als Ursache der gestörten Schallempfindung. Sie verweist darauf, dass eine Eisenmangelanämie auch das Risiko auf einen Schlaganfall erhöht. Anlass der Untersuchung war eine Studie aus Taiwan, die vor zwei Jahren ebenfalls in JAMA Otolaryngology-Head & Neck Surgery (2014; 140: 417-422) erschien. Shih-Han Hung von der Medizinischen Hochschule in Taipei und Mitarbeiter hatten damals herausgefunden, dass eine Eisenmangelanämie das Risiko auf eine akute sensorineurale Schwerhörigkeit erhöht. Die adjustierte Odds Ratio betrug damals 1,91 (1,35-2,72).
Eine Eisenmangelanämie ist in den meisten Fällen Folge eines plötzlichen Blutverlustes. Die Störung kann in der Regel durch die Substitution von Eisen behoben werden. Die Gefahr einer Innenohrschwerhörigkeit dürfte ein weiterer Grund sein, die Störung ernst zu nehmen und rasch zu behandeln, bevor es zu einem Innenohrschaden kommt, der in der Regel irreversibel ist. © rme/aerzteblatt.de

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