NewsMedizinStudie: Statine verhindern Trainingseffekte in der Muskulatur
Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...

Medizin

Studie: Statine verhindern Trainingseffekte in der Muskulatur

Dienstag, 10. Januar 2017

Urbana-Champaign – Eine Behandlung mit Statinen verhindert möglicherweise, dass Patienten durch ein körperliches Training die Fitness ihrer Muskeln verbessern. Dies zeigen tierexperimentelle Studien in PLOS One (2016; 11: e0168065), in denen Mäuse nach einer Behandlung mit Statinen nicht nur das Interesse an einem Training im Laufrad verloren. Auch Vorteile sportlicher Bewegung für den Muskelstoffwechsel blieben aus.

Statine gehören zwar zu den gut verträglichen und sicheren Medikamenten. Jeder zehnte Patient berichtet jedoch nach der Einnahme über Muskelschmerzen. Bei den meisten handelt es sich um eine harmlose Störung, auch wenn es in Studien regelmäßig zu einem Anstieg der Kreatinkinase kommt (Die Extremvariante dieser Muskel­schädigung, die Rhabdomyolyse, ist dagegen extrem selten).

Eine Muskelschädigung wäre für die Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen kontraproduktiv, zu der Patienten mit hohen Cholesterinwerten häufig geraten wird. Denn wenn sich die Patienten aufgrund von Muskelbeschwerden weniger bewegen, dann fördert dies unter Umständen eine Gewichtszunahme. Zu den bekannten Nebenwirkungen von Statinen gehört außerdem ein Anstieg der Neuerkrankungen am Typ 2-Diabetes.

Ein Team um Marni Boppart von der Universität von Illinois in Urbana-Champaign hat an Mäusen genauer untersucht, welche Auswirkungen die Statinbehandlung auf die Muskulatur hat. Ein Teil der Mäuse hatte dabei einen Gendefekt, der zu erhöhten Cholesterinwerten führt, die anderen Tiere hatten normale Werte. Einige Tiere hatten vor Beginn der Studie im Laufrad trainiert, die anderen waren unter normalen Käfigbedingungen gehalten worden.

Die Tiere wurden dann in zwei Gruppen aufgeteilt. Die einen verbrachten 14 Tage in einem Käfig mit Laufrad, bei den anderen gab es keine Anreize für körperliche Bewegung (die eigentlich der Natur der Tiere entspricht). In beiden Gruppen wurden die Tiere mit einem Statin oder mit Placebo behandelt.

Zunächst einmal fiel Boppart auf, dass die Statinbehandlung bei den Tieren das Interesse verminderte, im Laufrad zu trainieren. Dies war auch bei den Tieren der Fall, die vor Beginn der Behandlung bereits die Gelegenheit zum Training erhalten hatten. Die Folge der verminderten Aktivität war ein messbarer Rückgang der maximalen Griffstärke, und die großen Beinmuskeln ermüdeten schneller, wenn die Tiere mit Statinen behandelt worden waren.

Die Studie kann nicht klären, ob die Statine die Tiere schlapp machte oder ob Schmerzen sie davon abhielten, sich körperlich zu bewegen. Für die erste Möglichkeit spricht, dass die Statinbehandlung die Aktivität von PGC-1alpha in den Muskelzellen vermindert. PGC-1alpha ist ein Transkriptionsfaktor, der die Bildung neuer Mitochon­drien fördert.

Eine erhöhte Anzahl von Mitochondrien ist Ziel des Ausdauertrainings und gleich­bedeutend mit einer gesteigerten Fitness. Dieser Vorteil wurde nur bei den Tieren erzielt, die keine Statine erhalten hatten. Die Statinbehandlung erhöhte zudem die intrazelluläre Konzentration von 4-HNE, einem Marker für den oxidativen Stress. Auch die Serumkonzentration von Amyloid A, einem Entzündungsmarker, wurde durch die Statinbehandlung erhöht, vor allem wenn die Tiere nicht vortrainiert waren. Eine direkte Schädigung der Muskelfasern war allerdings nicht nachweisbar.

Boppart kommt insgesamt zu dem Schluss, dass die körperliche Aktivität zwar die Myopathie nicht verstärkt, die Behandlung könnte aber verhindern, dass die Muskeln einen Vorteil durch das Training erhalten. Da Mäuse keine Menschen sind, lassen sich keine direkten Empfehlungen aus der Studie ableiten. Sie könnte aber erklären, warum Patienten nach der Aufnahme einer Statintherapie das Interesse an sportlichen Aktivitäten verlieren. © rme/aerzteblatt.de

LNS
VG WortLNS LNS

Fachgebiet

Stellenangebote

    Weitere...

    Archiv

    NEWSLETTER