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Berliner Ärzteversorgung macht beim Klimaschutz Ernst

Dienstag, 17. Januar 2017

Berlin – Die Berliner Ärzteversorgung (BÄV) steigt aus 40 Unternehmen aus, deren Ge­schäftsmodell auf der Kohleförderung oder kohlebasierter Energiegewinnung beruht. Im Dezember 2015 hatte der Verwaltungsausschuss der BÄV eine sogenannte Nach­haltig­keitsrichtlinie verabschiedet. Darin ist geregelt, wie das Versorgungswerk mit dem Thema Nachhaltigkeit umgehen will. Das gesamte Anlagevermögen der BÄV beläuft sich auf über sieben Milliarden Euro.

In der Diskussion ist das Thema „Nachhaltigkeit“ bereits länger: „Spätestens seit große Fi­nanzinvestoren wie die ‚Allianz’ öffentlichkeitswirksam den Ausstieg aus Geldanlagen in fossile Energieträger verkünden, fragt sich auch manches Mitglied der BÄV, ob seine Ren­te durch nachhaltige Investments gesichert wird“, schrieb Matthias Albrecht, Vorsit­zen­der des Aufsichtsausschusses der BÄV im Berliner Ärzteblatt, Ausgabe 4/2016.

„Ärzte tragen eine gesellschaftliche Verantwortung, die wir bei der Anlage unseres Kapi­tals beachten müssen“, betonte er. Deshalb hätten die Gremien der BÄV das „magische Dreieck der Kapitalanlage – Rentabilität, Liquidität und Sicherheit“ bereits im Jahr 2006 um den Begriff „Nachhaltigkeit“ erweitert. „Als erstes deutsches Versorgungs­werk haben wir damals die Nachhaltigkeit, insbesondere unter Berücksichtigung ethischer, sozialer und ökologischer Standards, in unsere Richtlinie für die Kapitalanlage aufgenommen“, so Albrecht.

In einem ersten Schritt hat das Versorgungswerk jetzt Aktien von Unternehmen aus der Ka­pitalanlage ausgeschlossen, die mehr als 25 Prozent ihres Umsatzes aus der Kohle­ge­winnung generieren beziehungsweise deren Stromerzeugungskapazität zu mehr als 25 Prozent auf Kohle basiert. Diese sogenannten Divestments betreffen 40 Unterneh­men und machen rund ein Prozent der gesamten Aktienbestände der BÄV aus.

Laut dem Versorgungswerk ist dies „erfreulicherweise bezogen auf den Gesamtbestand ein eher geringer Anteil.“ Dies erkläre sich dadurch, dass Aktien-Investments der BÄV fondsbasiert seien. Bei der Auswahl der Fonds achte die BÄV aus Risikoaspekten auf eine möglichst breite Streuung innerhalb der Fonds. Folglich sei der Bestand an CO2-in­tensiven Unternehmen aus dem Bereich der fossilen Energieverwendung eher gering, da diese Branchen oder Geschäftsmodelle nie Schwerpunkt oder Investmentfokus gewesen seien. Die BÄV kündigte an, in Zukunft weitergehend regelmäßig zu prüfen, welche Un­ter­nehmen unter die Nachhaltigkeitsrichtlinie des Versorgungswerkes fallen könnten.

Die BÄV betont allerdings, ihr primäres Ziel sei, die Beiträge der Mitglieder im Rahmen der gesetzlichen, regulatorischen und internen Vorschriften sicher und rentabel anzu­legen, um eine entsprechende Altersrente zu gewährleisten.

Daraus ergebe sich als Hauptaufgabe, die finanziellen Mittel bestmöglich ertragsstark sowie risikoarm bezie­hungsweise risikoeffizient anzulegen, erklärte Helmut Mälzer, Vor­sitzender des BÄV-Verwaltungsausschusses, im Frühjahr 2016 auf einer Vertreterver­sammlung der BÄV. Darüber hinaus sei, als Nebenbedingung, die Kapitalanlage best­mög­lich nachhaltig zu gestalten, so Mälzer.

Die Ärzteverbände IPPNW (Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg – Ärzte in sozialer Verantwortung), MEZIS – Initiative unbestechlicher Ärztinnen und Ärzte sowie der VdÄÄ (Verein Demokratischer Ärztinnen und Ärzte) hatten mehrfach gefordert, dass die Versor­gungswerke ihre Investitionen in fossile Energieträger beenden. In einer Mitteilung teilen Ärzte der Organisationen mit, sie würden sich darüber freuen, dass die Berliner Ärzte­ver­sorgung ihren Beschluss „konsequent“ umsetze. „Sie setzt damit Maßstäbe für andere berufsständige Versorgungswerke. Wir sind zuversichtlich, dass das Beispiel Schule machen wird“, heißt es.

Die Verbände fordern die Berliner Ärzteversorgung darüber hinaus auf, bei ihre weiteren Entscheidungen sukzessive auch die ganze Wertschöp­fungs­kette der Kohleindustrie mit einzubeziehen. Darüber hinaus würde man es begrüßen, wenn alle Versorgungswerke die Umsetzung ihrer Nachhaltigkeitsstrategie unabhängig bewerten ließen und das Er­geb­nis transparent kommunizieren würden.

© hil/aerzteblatt.de

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