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Medizin

Schreikinder: Akupunktur hilft bei Kolik

Mittwoch, 18. Januar 2017

dpa

Lund – Vier kurzzeitige Akupunkturen haben in einer randomisierten klinischen Studie die Schreizeiten von Säuglingen mit infantilen Koliken signifikant verkürzt. Die Behandlungen wurden laut der Publikation in Acupuncture in Medicine (2017; doi: 10.1136/acupmed-2016-011208) von den meisten Säuglingen ohne Tränen akzeptiert. 

Jeder fünfte bis zehnte Säugling neigt in den ersten Lebensmonaten zu exzessivem Schreien. Die Schmerzursache wird im Darm vermutet und eine Unverträglichkeit auf Kuhmilchproteine wird häufig angenommen, obwohl auch voll gestillte Kinder zu exzessivem Schreien neigen und das Absetzten von Kuhmilchprodukten bei den anderen Kindern das Schreien nicht unbedingt beendet.

Eine effektive Therapie gibt es bisher nicht. Ärzten bleibt häufig nur der Hinweis, dass es sich um eine gutartige und selbstlimitierende Störung handelt. Eine schwedische Studie hat jetzt erstmals die Wirkung einer Akupunktur untersucht, da sie bei Erwachsenen zur Linderung von Schmerzen, zur Wiederherstellung der Darmfunktion und zur Beruhigung des Gemüts eingesetzt wird. 

Eine Akupunktur von Säuglingen erscheint dagegen gewagt. Es war nicht unbedingt zu erwarten, dass die kleinen Kinder die Schmerzen, die mit Nadelstichen verbunden sind, tolerieren, zumal wenn es sich um Schreikinder handelt. Hinzu kommt, dass die Säuglinge häufig unruhig sind, was die Platzierung der Nadeln erschweren könnte.

Das Team um Kajsa Landgren von der Universität Lund entschied sich deshalb für eine Minimalvariante. Es gab im Abstand von jeweils einer halben Woche nur vier Termine, und die Akupunkturen waren von kurzer Dauer. In einer Gruppe wurde nur eine Nadel für 2 bis 5 Sekunden am Punkt LI4 etwa 3 Millimeter tief in die Haut eingestochen und dann ohne Stimulation herausgezogen.

In der zweiten Gruppe wurde die Akupunktur mit bis zu fünf Nadeln an den Punkten Sifeng, LI4 und ST36 über bis zu 30 Sekunden mit leichter Stimulation durchgeführt. In der dritten Gruppe wurde keine Akupunktur durchgeführt. Der Säugling war aber über fünf Minuten mit der Akupunkteurin allein im Untersuchungsraum. Die Mutter sollte nicht erfahren, ob der Säugling eine Behandlung erhielt oder nicht. In allen drei Gruppen wurden Mutter und Kind vorher über 20 bis 30 Minuten von der Krankenschwester beruhigt.

Die meisten Säuglinge ertrugen das Einstechen der Nadeln, ohne zu schreien. Nur bei 31 Behandlungen flossen Tränen und bei 15 Behandlungen auch ein Tropfen Blut, wie Landgren berichtet.

Die beiden Varianten der Akupunktur konnten das Schreien bei keinem Säugling vollständig abstellen. Das war aber auch nicht zu erwarten, da Schreien in gewissem Maße ein Kommunikationsmittel von Säuglingen ist. Die Dauer der Schreiattacken wurde jedoch in den beiden Akupunktur-Gruppen signifikant stärker gesenkt als in der Kontrollgruppe.

In der zweiten Interventionswoche hatten die Kinder in den beiden Akupunktur-Gruppen 170 Minuten am Tag geschrien gegenüber 206 Minuten in der Kontrollgruppe. Insgesamt 37 von 98 Babys (37,8 Prozent) in den beiden Akupunktur-Gruppen schrieen jetzt weniger als drei Stunden an drei Tagen der Woche. In der Kontrollgruppe waren es noch 31 von 49 Kindern (64,6 Prozent). Für Landgren ist eine Akupunktur deshalb einen Versuch wert. Als Erstmaßnahme empfiehlt sie allerdings die Eliminierung von Kuhmilch aus der Ernährung der Kinder. Dies hatte sich bei 269 von 426 Kindern vor dem Beginn der Studie als effektiv erwiesen. © rme/aerzteblatt.de

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