Politik
Digitalisierung im Gesundheitswesen: CDU legt Strategiepapier vor
Mittwoch, 25. Januar 2017
Berlin – Wohin die Digitalisierung im Gesundheitswesen sich entwickeln soll, beschreibt der Bundesfachausschuss Gesundheit und Pflege der CDU in einem neu erschienenen Strategiepapier gemeinsam mit dem sogenannten Netzwerk Digitalisierung. „Digitalisierung heißt bessere medizinische Versorgung“, lautet ein darin formuliertes Credo. Dabei gehe es nicht nur um neue Technologien, sondern auch und besonders um elementare Maßnahmen zur Verbesserung von Prävention und Versorgung. So könnten Menschen unabhängig von ihrem Wohnort mit medizinischen Messgeräten ausgestattet werden, die täglich EKG, Blutdruck und andere wichtige Daten an ein Telemedizinzentrum, den behandelnden Haus- oder Facharzt übertragen.
„Das kann vor allem für ältere Menschen in ländlichen Gebieten eine enorme Erleichterung mit sich bringen und ihre beständige Versorgung verbessern“, schreiben die Autoren des Papiers. Ärzten sollen in diesem Zusammenhang wieder mehr Zeit für die Patientenbetreuung bekommen. Ziel sei es, „innerhalb der nächsten fünf Jahre den bürokratischen Aufwand im Gesundheitssystem zu senken“, schreiben die Autoren.
„Digitalisierung heißt auch neue Therapiemöglichkeiten“ lautet eine zweite Grundannahme des Papiers. Die Medizin und damit das gesamte Gesundheitswesen würden sich im 21. Jahrhundert durch die Fortschritte in der Digitalisierung grundlegend verändern: Anstatt wie bisher oftmals nur die Symptome einer Erkrankung zu behandeln, werde es dank neuartiger Biotechtherapien zunehmend zielgerichtete Behandlungsstrategien geben, die direkt die Krankheitsursachen angehen könnten. So werde der Weg frei für eine personalisierte Medizin, die individuell abgestimmte Therapien ermögliche.
Allerdings hat Deutschland laut CDU Nachholbedarf bei der dafür nötigen Auswertung der riesigen Mengen digitaler Gesundheitsdaten („Big Data“). Die Union plädiert für eine „intelligente Verknüpfung“ von Forschungs-, Versorgungs- und klinischen Daten mit medizinischen Informationen und medizinischem Wissen. So ließen sich Diagnose- und Therapieverfahren verbessern. Neben der Forschungsförderung sei es Aufgabe der Politik, „eine ausgewogene Balance von Datenschutz und Erkenntnisgewinnung zu gewährleisten.“ Die Autoren regen an, die Datentransparenzverordnung „sorgsam“ anzupassen und die rechtlichen Rahmenbedingungen für die Forschung zu vereinheitlichen.
Besondere Priorität hat für die Autoren das Selbstbestimmungsrecht des Patienten. Ziel müsse es sein, den „selbstbestimmten Patienten zu stärken“, gerade im Verhältnis zu seinem Arzt. Zur Vermittlung von „seriösem, objektivem und wissenschaftlich gesichertem Wissen“ will die Union internetbasierte Gesundheitsportale ausbauen.
zum Thema
Deutsches Ärzteblatt print
- Digitalisierung: Den Arbeitsschutz nicht vergessen
- E-Health: Versorgungsqualität sollte im Mittelpunkt stehen
- Digitalisierung: Sicherer Schutz von Patientendaten
aerzteblatt.de
Auch das Thema Gesundheits-Apps findet sich in dem Papier: Immer mehr Menschen informierten sich im Internet und nutzten digitale Instrumente wie Apps, um ihre Gesundheit zu kontrollieren, so die Autoren. Diese müssten im Sinne der Patientensicherheit „als Medizinprodukte zertifiziert werden und die entsprechenden Anforderungen an Qualität und Sicherheit erfüllen.“ Die Politik sei gefordert, mehr Klarheit im Hinblick auf die Klassifizierungs- und Zertifizierungskriterien zu schaffen und die App-Entwickler besser zu unterstützen. Innovationen müssten einen echten Patientennutzen bringen, stellen die Autoren klar.
Große Hoffnungen setzt die Union in die Innovationskraft von Start-Up-Unternehmen. Um sie besser zu fördern, sollen die Krankenkassen leichter in neue Unternehmen und Technologien investieren dürfen. Der Bundesregierung wird empfohlen, den Rechtsrahmen systematisch im Hinblick auf Öffnungs- und Experimentierklauseln hin zu evaluieren. © hil/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema
