Politik
Studie: Einfluss der Praxisgebühr auf das Patientenverhalten
Freitag, 27. Januar 2017
Berlin – Bei der Diskussion darum, wie sich die Inanspruchnahme der Strukturen im Gesundheitswesen sinnvoll steuern lässt, hat das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) jetzt eine Studie zu den Effekten der Praxisgebühr vorgelegt. Sie wurde bekanntlich 2004 eingeführt. 2013 schaffte der Gesetzgeber sie wieder ab.
Die Ergebnisse der Zi-Studie zeigen, dass sich Patienten von der Praxisgebühr tendenziell von einem Besuch beim Arzt abschrecken ließen: Tatsächlich sank die mittlere Fallzahl je Hausarztpraxis mit dem Start der Praxisgebühr zunächst. Ab 2006 indes stiegen die Zahlen erneut, und zwar über das Ausgangsniveau hinaus. Dieser Trend verstärkte sich nach der Abschaffung der Praxisgebühr.
Noch deutlicher fiel der anfängliche Effekt bei der Erstinanspruchnahme von Fachärzten aus: Mit ihrer Einführung sank der Anteil an Originalfällen schlagartig – deutlich mehr Menschen als zuvor kamen mit Überweisung statt wie bisher einfach mit ihrer Chipkarte in die Praxis. Nach der Abschaffung der Gebühr kehrten die Patienten zu alten Gewohnheiten zurück.
Die Wirkung der Praxisgebühr war laut den Zi-Autoren nicht von Dauer – „noch während der Zeit der Praxisgebühr stiegen die Behandlungsfallzahlen wieder an“, schreiben sie. Aber nach ihrem Ende sei die letzte Hemmschwelle für Patienten gefallen, direkt ein Krankenhaus anzusteuern. „Die Notfallaufnahmen von Krankenhäusern wurden mit der wiedererlangten Gebührenfreiheit erkennbar beliebter – ein Trend, der sich seitdem verstärkt“, so die Wissenschaftler des Zi.
Die Studie verwendet als Datenbasis das sogenannte Arzt-Patienten-Panel zur Morbiditätsanalyse „Zi-ADT-Panel“ mit seiner Zufallsstichprobe der Patienten von Praxen aus 13 Fachgruppen in den Kassenärztlichen Vereinigungen Brandenburg und Nordrhein. © hil/aerzteblatt.de

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