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Wie interprofessionelle Zusammenarbeit im Gesundheitswesen gelingen kann
Montag, 30. Januar 2017
Bern – Bedingungen für eine gute Zusammenarbeit der Gesundheitsberufe bei der Patientenversorgung und Handlungsempfehlungen für interprofessionelle Zusammenarbeit (IPZ) hat die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften zusammengestellt. Sie hatte dazu bei dem Unternehmen „College M“ in Bern eine Studie in Auftrag gegeben. Im Zentrum stand die Frage, was Praktiker im Gesundheitswesen als gelingende und misslingende IPZ beschreiben.
Die Studienautoren betonen, dass als gelungen geschilderte Beispiele von IPZ zumeist Verdichtungen von Arbeitsabläufen und Handlungen darstellen. Diese entstünden vor allem um Krisen von Patienten. Allerdings unterschieden sich die Arten von Krisen und die durch sie provozierten Verdichtungsformen der IPZ stark.
„Wenn wir die Vielfalt der Zusammenarbeits- und Verdichtungsformen ernst nehmen, kann es keine einzelne allgemeingültige Handlungsempfehlung geben, die in den unterschiedlichen Bereichen und klinischen Settings gleichermassen zu intensivierter IPZ führen würde“, so die Autoren. Sie schlagen daher unterschiedliche Handlungsoptionen auf verschiedenen Ebenen vor.
Auf der Ebene des Gesundheitssystems können laut Studie Förderprogramme zur IPZ helfen, gelingende Zusammenarbeit sichtbar und als Ressource nutzbar zu machen. Auch Initiativen von Berufsverbänden oder anderer Fachakteure seien sehr zu begrüßen, weil sie den Diskurs zu IPZ förderten. Auf diese Ebene des Gesamtgesundheitssystems gehören laut Studie auch Best-Practice-Beispiele, die einzelne Organisationen zur Verfügung stellen könnten.
Auf der Ebene von Leistungserbringer-Organisationen, zum Beispiel Krankenhäusern, fordern die Autoren der Studie feste Settings für die Zusammenarbeit der Berufsgruppen. Anderenfalls sei die IPZ „typischerweise von temporärer oder projekthafter Natur“. Besonders aufgrund der Zeitknappheit in der Patientenversorgung seien feste Anlässe und Instrumente zur Zusammenarbeit nötig. Ein Beispiel dafür sind laut den Autoren regelmäßige interprofessionelle Fortbildungsveranstaltungen.
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Für die ambulante Versorgung fordern die Autoren neue sogenannte Kommunikationsgefäße, um eine gute Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsberufen zu etablieren.
Für die individuelle Ebene fordern die Studienautoren, die IPZ stärker in die Ausbildung zu integrieren. Dazu seien zum Beispiel interprofessionelle Ausbildungsmodule für Medizin- und Pflegestudierende sinnvoll. Auch Simulationstrainings könnten in diesem Zusammenhang dazu beitragen, die Zusammenarbeit einzuüben und für den künftigen Berufsalltag zu etablieren. © hil/aerzteblatt.de

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