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Medizin

Wie E-Zigaretten stressen: Kardiologen sehen potenzielle Langzeitrisiken in Studie

Freitag, 3. Februar 2017

dpa

Los Angeles – Regelmäßige Raucher von E-Zigaretten wiesen in einer Studie in JAMA Cardiology (2017; doi: 10.1001/jamacardio.2016.5303) eine Störung der Herzfrequenz­variabilität sowie eine erhöhte Oxidation von Lipoproteinen auf. Beides könnte auf Dauer das Risiko von Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.

Die Meinungen zu E-Zigaretten, die vor allem bei jüngeren Menschen immer beliebter werden, sind gespalten. Public Health England und das Royal College of Physicians stuften sie kürzlich als „95 Prozent sicherer“ ein als Tabakrauchen, da der Dampf keinen Teer oder kein Kohlenmonoxid enthalte. Andere Experten weisen darauf hin, dass Nikotin auch in E-Zigaretten zur Abhängigkeit führt und deshalb eine Einstiegsdroge zum Tabakrauchen sein könnte.

Tatsache ist, dass der Dampf von E-Zigaretten vermutlich keine Karzinogene enthält. Die Konsumenten atmen mit den Verneblern und den Parfümen jedoch eine Reihe von Chemikalien ein, über deren Auswirkungen nur wenig bekannt ist. Ob sie die Gesundheit schädigen, werden epidemiologische Studien erst in einigen Jahren zeigen. Akute Auswirkungen auf Herz und Kreislauf lassen sich jedoch bereits jetzt in Funktionstest nachweisen, die ein Team um Holly Middlekauff von der David Geffen School of Medicine in Los Angeles durchgeführt hat. 

An der Studie nahmen 23 gesunde Personen im Alter von 19 bis 45 Jahren teil, die nach eigener Angabe seit mindestens einem Jahr regelmäßig E-Zigaretten (aber keine Tabakzigaretten) konsumierten. Die Kontrollgruppe bildeten 19 Personen gleichen Alters, die bisher keine E-Zigaretten verwendet hatten. Am Tag der Studie mussten auch die regelmäßigen Konsumenten auf E-Zigaretten verzichten. 

Die Forscher führten zwei Tests durch. Für den ersten Test wurde die Herzfrequenz­variabilität bestimmt. Sie ist ein Maß für die Aktivität des autonomen Nervensystems. Der Sympathikus beschleunigt, der Parasympathikus, sprich Nervus vagus, verlangsamt den Herzschlag. Ein Maß für die vagale Aktivität ist in den Tests die Hochfrequenz-Komponente. Sie war bei den Rauchern der E-Zigaretten vermindert. Eine Niedrig­frequenz-Komponente war dagegen erhöht, was eine vermehrte Aktivität des Sympathikus anzeigt. Der Quotient aus niedriger zu hoher Frequenz ist ein Maß für eine erhöhte psychologische Stressreaktion im Körper. Sie war laut den Ergebnissen von Middlekauff eindeutig erkennbar.

Das Rauchen von E-Zigaretten erhöht demnach die Aktivität des Sympathikus im Körper und zwar auch dann, wenn die Personen keine E-Zigaretten geraucht haben. Langfristig könnte dies Auswirkungen auf die Herz-Kreiskauf-Gesundheit haben, schreibt Middlekauff. Eine gestörte Herzfrequenzvariabilität gilt als Hinweis auf stressbedingte Gesundheitsstörungen. Der vermehrte Stress könnte eine Folge des Nikotins sein. Er ist sowohl im Tabakrauch als auch in den E-Zigaretten enthalten. Beide Produkte könnten deshalb in gleichem Maße schädlich für die Gesundheit sein, so Middlekauff.

Der zweite Test war eine Blutuntersuchung. Gemessen wurden die sogenannte Oxidierbarkeit von LDL, einem Transportprotein für Cholesterin. Ein erhöhter Wert zeigt einen vermehrten oxidativen Stress an. Laut den Ergebnissen war die Oxidierbarkeit von LDL erhöht. Middlekauff führt dies auf Vernebler wie Propylenglycol zurück, die das Verdampfen von Nikotin ermöglichen. 

Auch beim Tabakrauchen ist der oxidative Stress erhöht. Die Ursache sind hier allerdings die zahlreichen Schadstoffe, bei beim Verbrennen von Tabak entstehen. Die Befunde zum oxidativen Stress sind allerdings nicht eindeutig. So konnte Middlekauff keinen Abfall von Paraoxonase-1 nachweisen, einem Enzym, das LDL vor einer Oxidation schützt.

Ob die Laborbefunde tatsächlich ein erhöhtes Gesundheitsrisiko von E-Zigaretten anzeigen, ist nicht klar. Joep Perk von der European Society of Cardiology hält dies jedoch für möglich. Die Untersuchung sei ein weiterer Hinweis dafür, dass E-Zigaretten möglicherweise nicht so harmlos sind, wie dies den Anschein habe. © rme/aerzteblatt.de

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