Medizin
Fußball: Häufige „Kopfkontakte“ könnten dem Gehirn schaden
Montag, 6. Februar 2017
New York – Der häufige Kontakt des Kopfes mit dem Ball oder auch dem Gegner führt beim Fußball zu Symptomen einer Gehirnerschütterung, auch wenn es in der Regel nicht zu einer Bewusstlosigkeit kommt. Dies zeigte sich in einer Befragung von Amateurfußballern in Neurology (2017; doi: 10.1212/WNL.0000000000003657).
Der Radiologe Michael Lipton vom Albert Einstein College of Medicine sorgt sich schon seit Längerem um die gesundheitlichen Risiken, die sich aus Kopfbällen und anderen Kollisionen des Schädels beim Fußballspielen ergeben. Frühere Untersuchungen ergaben, dass Kopfbälle Nervenverbindungen im Gehirn beschädigen, was in der Diffusions-Tensor-Bildgebung der Kernspintomographie sichtbar wird. Nach einer anderen Untersuchung leiden kopfballstarke Freizeitkicker am Ende ihrer Karriere häufiger unter Erinnerungsproblemen.
In der aktuellen Studie hat Lipton eine Gruppe von 222 Fußballern innerhalb von zwei Wochen mehrfach gefragt, wie häufig sie einen Kopfkontakt hatten, entweder mit dem Ball oder einem Mitspieler, und ob sie danach Symptome hatten. Es stellte sich heraus, dass Männer durchschnittlich 44 Kopfkontakte hatten, bei Frauen waren es nur 27. Einen oder mehrere unbeabsichtigte Kopfkontakte wurden von 37 Prozent der Männer und 43 Prozent der Frauen angegeben.
Nach jedem fünften Kopfkontakt kam es zu Beschwerden. Meistens waren sie milde. Die Spieler berichteten über Schmerzen oder leichte Schwindelgefühle. Immerhin sechs Spieler waren jedoch benommen. Sie mussten das Spiel kurzzeitig unterbrechen oder sogar behandelt werden. Diese Spieler waren meist mit anderen Spielern kollidiert. Es waren aber auch die Spieler mit den meisten Kopfbällen.
zum Thema
- Abstract der Studie
- Pressemitteilung des Albert Einstein College of Medicine
- Pressemitteilung der American Academy of Neurology
- Einstein Soccer Study
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Die Spieler mit den häufigsten Kopfbällen gaben laut Lipton dreimal häufiger zentralnervöse Symptome an als Spieler, die selten Kopfbälle spielen (Odds Ratio 3,17; 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,57–6,37). Bei den Spielern, die zweimal oder häufiger einen unbeabsichtigten Kopfkontakt hatten, war das Risiko sogar sechsfach erhöht (Odds Ratio 6,09; 3,33–11,17).
Die häufigen Kopfkontakte bestätigen Lipton in dem Verdacht, dass Fußballspielen langfristig schädliche Auswirkungen auf das Gehirn hat. Die frühere Untersuchung hatte gezeigt, dass mikrostrukturelle Schäden bereits nach tausend Kopfbällen auftreten können. Mehr als 30 Prozent der Spieler haben in einer Saison mehr Kopfkontakte, schreibt Lipton. © rme/aerzteblatt.de

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