Politik
Arzt-Patienten-Kommunikation: Modellprojekt geht in die Praxis
Montag, 6. Februar 2017
Essen – Gut zwei Jahre nach seinem Start geht das nordrhein-westfälische Modellprojekt zur empathischen und interkulturellen Arzt-Patienten-Kommunikation (EI-AP-K) in die praktische Phase. Nordrhein-Westfalens Gesundheitsministerin Barbara Steffens hat dazu in Essen den Startschuss gegeben.
Ab März können sich demnach Dozententeams aus Ärzten und Sprachdidakten beziehungsweise Sprachtrainern zur Ausbildung anmelden. Starten sollen die ersten Module Anfang nächsten Jahres. Geplant sind sechs Module mit je 38 Unterrichtseinheiten innerhalb einer Woche in den Fächern Didaktik, Kommunikation, Simulation Sprachdidaktik, Feedback und Implementierung.
Die Dozententeams sollen das „Essener Modell“ erlernen und danach an ihren jeweiligen Klinikstandorten umsetzen. Sie sollen Ärzte mit Migrationsgeschichte vor Ort an ihrem Arbeitsplatz unterstützen, sicher mit Patienten zu kommunizieren und kulturelle Besonderheiten zu kennen, um dadurch Missverständnissen und Behandlungsfehlern vorzubeugen.
„Wir setzen auf das sogenannte Tandem-Teaching. Hierbei bilden wir Ärzte und Sprachdidakten zwei Jahre lang im Team aus, damit sie als Multiplikatoren an weiteren Kliniken und Krankenhäusern in NRW das EI-AP-K-Konzept implementieren können. So erreichen wir kurzfristig die größtmögliche Anzahl von Ärztinnen und Ärzten“, erläuterte Stefanie Merse.
Nach Ansicht der ärztlichen Leiterin des Modellprojektes EI-AP-K werde dadurch gleichzeitig sichergestellt, dass sich die direkte Arzt-Patienten-Kommunikation und die begleitende Team-Kommunikation möglichst schnell verbessern. Das wirke sich auf den großen Bereich der Patientenversorgung aus, denn hierzu gehörten unter anderem die professionelle Schnittstellenkommunikation zwischen Arzt und Pflege sowie die sichere Übermittlung der Befunde zum Beispiel an die Hausärzte.
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„Der Mangel an ärztlichen und pflegerischen Kräften in Deutschland führt dazu, dass wir in Zukunft immer mehr Fachkräfte mit Migrationsgeschichte in deutschen Kliniken beschäftigen werden“, prognostizierte Steffens. Gerade in der Patientenversorgung ist es ihrer Ansicht nach wichtig, dass diese Kräfte über ausreichende Sprachkenntnisse und über Kultursensibilität verfügen. Das könne Kommunikationsproblemen vorbeugen und Versorgungssicherheit erreichen, betonte die NRW-Gesundheitsministerin. Das Land fördert das „Essener Modell“ über fünf Jahre mit insgesamt einer Million Euro.
Das Universitätsklinikum Essen hat das Modellprojekt der empathisch-interkulturellen Arzt-Patientenkommunikation zusammen mit den Akademischen Lehrkrankenhäusern Stiftung Krankenhaus Bethanien in Moers und dem Alfried Krupp Krankenhaus in Essen im März 2015 gestartet. Es soll ausländischen Ärzten Sprachkenntnisse, Verständnis für die unterschiedlichen kulturellen Besonderheiten und Empathie vermitteln und ihnen dadurch die Integration hierzulande erleichtern. In den rund 350 Krankenhäusern in NRW arbeiten Schätzungen zufolge etwa 5.000 Ärzte mit Migrationsgeschichte. © ts/aerzteblatt.de

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