Ärzteschaft
Internisten fordern umfassende Unterstützung für Übergewichtige
Dienstag, 7. Februar 2017
München – Übergewichtige benötigen mehr gesellschaftliche und medizinische Unterstützung. Das hat die Deutsche Gesellschaft für Innere Medizin (DGIM) vor dem Hintergrund einer wachsenden adipösen Bevölkerung gefordert.
Aktuell sind laut Statistikamt der Europäischen Union fast 17 Prozent der Erwachsenen in Deutschland stark übergewichtig, die Europäische Adipositas-Gesellschaft (EASO) schätzt, dass bis zum Jahr 2030 mehr als die Hälfte der Bevölkerung in Europa und auch in Deutschland adipös sein wird.
Unter Adipositas leiden Menschen, die einen Body-Mass-Index (BMI) von mehr als 30 aufweisen. Die Ausgaben für sie im deutschen Gesundheitswesen werden auf circa 17 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Adipositas gilt als entscheidender Risikofaktor für die Entstehung weiterer Erkrankungen wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, bestimmte Krebsarten und Diabetes Typ 2. 80 bis 90 Prozent der Menschen in Deutschland mit Diabetes Typ 2 sind auch übergewichtig.
„Das Gesundheitssystem hat damit eine gewaltige Aufgabe zu bewältigen, die voraussetzt, dass die Gesellschaft und die Mediziner starkes Übergewicht als Erkrankung anerkennen und behandeln“, erklärte DGIM-Vorsitzende Petra-Maria Schumm-Draeger. Betroffene dürften nicht länger sich selbst überlassen sein. Sie bräuchten eine kontinuierliche ärztliche und idealerweise auch psychologische Begleitung, um nicht in alte Muster und damit zum alten Gewicht zurückzukehren.
Neben der Betreuung durch spezielle Fachkräfte wie Diabetesberater spiele der kontinuierliche Austausch mit dem Arzt eine große Rolle. Entscheidend sei zudem, gemeinsam mit dem Patienten Strategien der Stressbewältigung zu entwickeln. „Dafür müssen wir ausreichend Mittel im Gesundheitswesen bereitstellen, die den Ärzten neben dem Verschreiben von Medikamenten auch gesprächsbasierte Therapien erlauben“, forderte Schumm-Draeger. Es gelte, die Behandlung von Übergewicht frühzeitig zu starten, ohne die Erkrankten zu stigmatisieren und alleine zu lassen. © hil/sb/aerzteblatt.de

Frühzeitige Intervention wäre nötig

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