Ausland
Papst kritisiert „Wegwerfkultur“ im Gesundheitswesen
Freitag, 10. Februar 2017
Vatikanstadt – Papst Franziskus hat eine mangelnde Achtung der Menschenwürde im Gesundheitswesen kritisiert. „Wenn es einen Bereich gibt, in dem die Wegwerfkultur deutlich ihre schmerzhaften Folgen zeigt, dann ist es gerade im Gesundheitswesen“, sagte er heute im Vatikan. Die „unverletzliche Würde jedes einzelnen“ müsse „vom Beginn der Empfängnis bis zum letzten Atemzug“ an erster Stelle stehen, sagte er der Gesundheitskommission der italienischen Bischofskonferenz. Ressourcen müssten auf ethische und solidarische Weise genutzt werden und dürften nicht auf Kosten der Schwächsten gehen.
Wenn Kranke und ihre Menschenwürde nicht geachtet würden, könne das sogar dazu führen, das mit ihrem Leid „spekuliert“ werde. Politische und behördliche Entscheidungen dürften nicht nur „vom Geld geleitet“ werden, mahnte der Papst. Er forderte seine Zuhörer auf, das in der italienischen Verfassung verankerte Recht auf Gesundheit zu schützen. Alle müssten ihre Anstrengungen verstärken. Grade die schwächsten bekämen die wachsende Armut im Gesundheitsbereich zu spüren.
Franziskus lobte zudem einige Fortschritte der Medizin, der Bereich von seltenen und vernachlässigten Krankheiten werde jedoch „nicht immer angemessen beachtet“. Ausdrücklich dankte Franziskus allen im Gesundheitsbereich Tätigen für ihre Arbeit. Den Einsatz vieler Freiwilliger für Kranke lobte er besonders. „Das ist für mich eine große Überraschung gewesen und ich danke Gott dafür“.
Der Papst hatte die Gesundheitskommission der italienischen Bischofskonferenz anlässlich des 25. katholischen Welttags der Kranken im Vatikan zur Audienz empfangen. Der katholische Gedenktag wird am Samstag im französischen Marienwallfahrtsort Lourdes begangen.
Das Gesundheitswesen stand auch in den vergangenen Tagen auf der Agenda des Vatikan. Bereits gestern hatte dieser eine effektivere Bekämpfung des internationalen Organhandels gefordert. Der Organhandel müsse uneingeschränkt als kriminell verurteilt und stärker rechtlich verfolgt werden, hieß es in einer gestern veröffentlichten Erklärung zum Abschluss einer Vatikankonferenz zum Thema Organhandel. Das elf Punkte umfassende Papier nennt als konkretes Beispiel die illegale Organentnahme von zum Tode Verurteilten oder Zahlungen an Angehörige für die Organe verstorbener Verwandter.
Religiöse Vertreter sollten zwar zu „ethischen Organspenden“ ermutigen, hieß es weiter. Generell seien aber stärkere Kontrollen zur Herkunft der Organe bei Transplantationen und mehr Transparenz nötig. Als Gründe für Organhandel und Transplantationstourismus nennt das Dokument vor allem Armut und Arbeitslosigkeit. „Skrupellose Händler und Gesundheitspersonal“ machten Organhandel unter „Missachtung der Menschenwürde“ möglich.
Alle Teilnehmer der Konferenz unter dem Titel „Organhandel und Transplantationstourismus“ kündigten an, sich für die Bekämpfung dieser „Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ einzusetzen und international zusammenzuarbeiten. Angereist waren Vertreter der Vereinten Nationen, von Nichtregierungsorganisationen und Behörden sowie Wissenschaftler.
Die Einladung chinesischer Vertreter zu der Veranstaltung der Päpstlichen Akademie der Wissenschaften (PAS) hatte Kritik hervorgerufen. Der Vatikan äußerte sich diplomatisch zu den Vorwürfen, China handele illegal mit Organen. „Werden in China illegale Organtransplantationen durchgeführt? Das können wir nicht mit Sicherheit sagen“, sagte Kurienbischof Marcelo Sanchez Sorondo laut dem vatikanischen Pressedienst Asianews. © kna/aerzteblatt.de

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