Medizin
Darmflora könnte Alzheimerrisiko beeinflussen
Dienstag, 21. Februar 2017
Lausanne – Die Zusammensetzung der Darmflora könnte die Menge von Amyloidablagerungen im Gehirn beeinflussen und so auch das Risiko für eine Alzheimerkrankung erhöhen. Dies legen Tierstudien nahe, die Forscher an der Eidgenössischen Technische Hochschule Lausanne durchgeführt haben. Sie berichten in Scientific Reports (doi:10.1038/srep41802).
Die Darmflora des Menschen wird durch unterschiedliche Faktoren beeinflusst. Bei Säuglingen wird die Darmflora durch vaginale Bakterien und die Muttermilch geprägt. Im weiteren Verlauf sind Genetik, Ernährung, Erkrankungen und Medikamenteneinnahme für die Darmflora bedeutsam. Der Zusammenhang zwischen Darm und neurodegenerativen Erkrankungen spielt in der Neurowissenschaften eine immer wichtigere Rolle.
So zeigte eine Studie, dass eine Durchtrennung des Nervus Vagus, eine mittlerweile veraltete Operationsmethode bei Magengeschwüren, das Risiko eines Morbus Parkinson senkt (doi:10.1002/ana.24448). Forscher der Universität Freiburg konnten außerdem nachweisen, dass die Darmflora auch das zentralnervöse Immunsystem und Entzündungszustände im Hirn beeinflusst (doi:10.1080/15592294.2015.1039216).
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In der aktuellen Studie züchteten die Forscher Mäuse, die eine alzheimerähnliche Erkrankung mit Ablagerungen von Beta-Amyloid im Gehirn entwickelten. Sie stellten fest, dass diese Mäuse eine andere Darmflora aufwiesen als gesunde Vergleichsmäuse. Um den Einfluss dieser speziellen Darmflora auf Alzheimer zu untersuchen, wurden die erkrankten Mäuse so aufgezogen, dass sie keine Bakterien in ihrem Darm trugen.
Es zeigte sich, dass diese Mäuse weniger Amyloidablagerungen im Gehirn entwickelten. Wenn diese Mäuse mit der Darmflora anderer Alzheimermäuse beimpft wurden, entwickelten sie mehr Ablagerungen als Mäuse, die Bakterien gesunder Mäuse erhielten.
Aus den Ergebnissen schließen die Forscher, dass die Darmflora durchaus in der Lage sein könnte, die Entwicklung einer Alzheimererkrankung zu verlangsamen. Eventuell könnte man diese Erkenntnisse auch in Präventions- und Therapiemöglichkeiten umsetzen, so die Arbeitsgruppe. © hil/aerzteblatt.de

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