Politik
Krankenkassen auch 2016 deutlich im Plus
Montag, 6. März 2017
Berlin – Die gesetzlichen Krankenkassen haben das vergangenen Jahr mit einem Plus von rund 1,38 Milliarden Euro abgeschlossen. Sie verfügen damit über Reserven von knapp 16 Milliarden Euro. Zusammen mit dem zurückgelegten Geld des Gesundheitsfonds beträgt das Polster der Kassen sogar rund 25 Milliarden Euro. Das zeigen die vorläufigen Finanzergebnisse der gesetzlichen Krankenkassen für das Jahr 2016, die das Bundesministerium für Gesundheit heute herausgegeben hat.
„Die Panikmache, mit der Versicherte verunsichert wurden, hat sich als falsch erwiesen“, sagte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe. Die Bundesregierung habe ihre Reformvorhaben vielmehr „mit Augenmaß und stets mit Blick auf ihre langfristige Finanzierbarkeit auf den Weg gebracht“, so der Minister.
Nur Innungskrankenkassen im Minus
Laut der Statistik haben fast alle Krankenkassen schwarze Zahlen erwirtschaftet, wenn auch in unterschiedlicher Höhe: Die Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOKen) erzielten einen Überschuss von rund 935 Millionen Euro, die Ersatzkassen von 321 Millionen Euro, die Betriebskrankenkassen (BKKen) von rund 29 Millionen Euro, die Knappschaft-Bahn-See von 100 Millionen Euro und die landwirtschaftliche Krankenversicherung von 34 Millionen Euro. Lediglich die Innungskrankenkassen (IKKen) wiesen ein Defizit von rund 33 Millionen Euro aus.
Die Ausgaben für die ärztliche Behandlung stiegen je Versicherten um rund 3,4 Prozent. Bei den darin enthaltenen Ausgaben für ambulante psychotherapeutische Versorgung gab es einen Zuwachs um rund zwölf Prozent, das entspricht 223 Millionen Euro. Die Ausgaben für Hochschulambulanzen stiegen um rund 75 Millionen Euro (13,6 Prozent).
Die Ausgaben für Krankenhausbehandlung stiegen 2016 je Versicherten um 2,8 Prozent. Insgesamt erhielten die Krankenhäuser laut dem BMG von den gesetzlichen Krankenkassen 2016 rund 2,66 Milliarden Euro mehr als im Jahr 2015.
Die Arzneimittelausgaben der Kassen stiegen je Versicherten um 3,1 Prozent, das entspricht 1,4 Milliarden Euro. Im Jahr 2014 hatte das Plus bei den Arzneimittelkosten bei 9,4 Prozent je Versicherten und im Jahr 2015 bei 4,0 Prozent gelegen.
Deutliche Zuwächse in der Hospiz- und Palliativversorgung
Für Prävention haben die Kassen ihre Ausgaben laut den neuen Zahlen stark erhöht. Sie stiegen im vergangenen Jahr um 172 Millionen auf rund 485 Millionen Euro. Deutliche Zuwächse gab es auch bei den Ausgaben für die Hospiz- und Palliativversorgung. Für die Förderung der Hospize wurden 2016 rund 45 Millionen Euro (plus 27,6 Prozent je Versicherten) und für die spezialisierte ambulante Palliativversorgung rund 73 Millionen Euro (plus 21,5 Prozent je Versicherten) mehr ausgegeben als im Jahr 2015.
Die Ausgaben je Versicherten sind insgesamt im vergangenen Jahr um 3,3 Prozent gestiegen, was das BMG als „moderat“ bezeichnet. Der Ausgabenzuwachs liege deutlich unter dem Plus, das der Schätzerkreis im Oktober 2015 mit 4,3 Prozent für das Gesamtjahr 2016 prognostiziert hatte.
Kritik von den Krankenhäusern
Kritik an den Leistungsausgaben der Kassen äußert die Deutsche Krankenhausgesellschaft (DKG). „Während die Kassen sich mit Beitragsgeldern vollsaugen, die Altersrückstellungen für ihre Mitarbeiter innerhalb von nur zwei Jahren um 1,2 Milliarden Euro aufstocken, werden die Krankenhäuser bei der Refinanzierung der Tarifabschlüsse und bei der Finanzierung der ambulanten Notfallleistungen in nicht länger akzeptabler Weise kurz gehalten“, erklärte der Präsident der DKG, Thomas Reumann. Die 2,8 Prozent Ausgabenzuwachs für die Krankenhausbehandlungen lägen deutlich unter dem allgemeinen Plus von 3,3 Prozent „und meilenweit unter dem Zuwachs der Verwaltungskosten bei den Krankenkassen“, so Reumann.
Die Die Netto-Verwaltungskosten der Krankenkassen sind 2016 um 4,5 Prozent je Versicherten gestiegen. © hil/kna/aerzteblatt.de

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