Medizin
Radfahrer pendeln gesünder: Niedrigeres Krebs- und Sterberisiko in Studie
Freitag, 21. April 2017
Glasgow – Menschen, die mit dem Rad zur Arbeit pendeln, hatten in einer prospektiven Beobachtungsstudie im Britischen Ärzteblatt (BMJ 2017; 357: j1944) ein um 40 Prozent vermindertes Risiko, an Krebs zu sterben. Dass sie dies dem Radfahren verdanken, kann die Studie jedoch nicht abschließend beweisen.
Die meisten Menschen bewegen sich zu wenig, und nur eine Minderheit lässt sich in der Freizeit zu sportlichen Aktivitäten motivieren. Eine Integration der körperlichen Aktivität in den Arbeitsalltag, wie ihn das Pendeln mit dem Fahrrad oder zu Fuß ermöglicht, würden viele jedoch akzeptieren. In den meisten Ländern macht dies jedoch nur eine Minderheit. Von den 263.540 Teilnehmern der „UK Biobank “-Studie pendelten 6.751 regelmäßig mit dem Fahrrad, weitere 12.449 benutzten teilweise das Rad für den Weg zur Arbeit.
In den median fünf Jahren seit Beginn der Studie sind 37 der Rad-Pendler gestorben, davon 25 an Krebs. Die Rate der Todesfälle war um etwa 40 Prozent niedriger als bei der Mehrheit der Studienteilnehmer, die das Auto oder öffentliche Verkehrsmittel für den Weg zur Arbeit benutzt hatten. Carlos Celis-Morales von der Universität Glasgow und Mitarbeiter ermitteln eine Hazard Ratio von 0,59 (95-Prozent-Konfidenzintervall 0,42–0,83) für einen Tod und von 0,60 (0,40–0,90) für einen Krebstod. Auch das Sterberisiko an Herz-Kreislauf-Erkrankungen war mit einer Hazard Ratio von 0,48 (0,25–0,92) signifikant vermindert.
Da die Teilnehmer der „UK Biobank“-Studie zu Beginn der Untersuchung ausführlich zu ihren Krankheiten und Lebensgewohnheiten befragt und klinisch untersucht wurden, kann Celis-Morales eine Reihe von anderen Erklärungen ausschließen. Dazu gehörten Alter und Geschlecht, soziale Schicht, ethnische Herkunft, Rauchen, Sport, körperliche Aktivität am Arbeitsplatz, sitzende Tätigkeit, Ernährungsgewohnheiten und anderes mehr.
Dennoch lässt sich eine „Selection bias“ nicht ganz ausschließen. Die Bereitschaft, mit dem Rad zur Arbeit zu fahren, könnte Teil eines gesunden Lebensstils sein mit anderen von den Umfragen nicht erfassten Aspekten, die anstelle des Radelns für das geringe Sterberisiko verantwortlich sind.
Die Studie ist allerdings nicht die erste, die Radfahren mit einer besseren Gesundheit in Verbindung gebracht hat. Lars Bo Andersen von der Universität Bergen zählt im Editorial weitere Untersuchungen, darunter eine eigene auf, in denen Radfahren mit einer niedrigeren Rate an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Typ-2-Diabetes, Krebserkrankungen und einer verminderten Sterblichkeit assoziiert war.
Auch Pendler, die nur für eine Teilstrecke das Rad benutzten, hatten ein vermindertes Krebs- und Gesamtsterberisiko. Für Personen, die den Weg zur Arbeit zu Fuß zurücklegten, konnte Celis-Morales lediglich ein vermindertes Risiko auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen ermitteln – allerdings nur, wenn die Pendler dabei mindestens sechs Meilen pro Woche zurücklegten. © rme/aerzteblatt.de

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