NewsMedizinTabakkonsum: Schlechtes Zeugnis für Deutschland
Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...

Medizin

Tabakkonsum: Schlechtes Zeugnis für Deutschland

Freitag, 21. April 2017

Tabak Rauchen Totenkopf /ra2 studio stock.adobe.com
Auf der aktuellen Tabakkontrollskala belegt Deutschland den vorletzten Platz. /ra2 studio, stock.adobe.com

Berlin – Deutschland gehört weltweit zu den Top Ten der Länder mit der höchsten Anzahl an Rauchern – mit fatalen Folgen: Etwa jeder siebte Todesfall ist hierzulande eine Folge des Tabakkonsums. Dies zeigt die Global-Burden-of-Disease-Studie, die kürzlich in The Lancet erschienen ist (2017; doi: 10.1016/S0140-6736(17)30819-X). Zugleich belegt Deutschland den vorletzten Platz – nur gefolgt von Österreich – auf der Tabakkontroll­skala der Europäischen Krebsliga, die staatliche Maßnahmen zur Verringe­rung des Tabakkonsums bewertet und gerade aktualisiert wurde.

Ranking Tabakkontrollskala

  1. Großbritannien (81 von 100 Punkten)
  2. Irland
  3. Island
  4. Frankreich
  5. Norwegen
  6. Finnland
  7. Rumänien
  8. Spanien
  9. Ungarn, Niederlande, Türkei, Spanien
  10. und so weiter

Platz 33 belegt Deutschland mit 37 von 100 Punkten.

Punkte werden für folgende Kriterien vergeben:

  • Rauchverbot in der Öffentlichkeit
  • Anti-Rauch-Kampagnen
  • Werbeverbot
  • Gesundheitswarnungen
  • Behandlung

Ein Konsortium von Wissenschaftlern hat für 195 Länder und Territorien die Rau­cher­zahlen abgeschätzt und die durch den Tabakkonsum verursachten Todes­fälle berechnet. Den neunten Platz im Ranking der Länder mit den meisten Rauchern verdankt Deutschland nicht nur seiner hohen Einwohnerzahl, son­dern auch dem immer noch hohen Rau­cheranteil. Dieser ist zwar seit 1990 leicht gesunken, aber nur bei Männern und deutlich weniger als im Durchschnitt aller Länder weltweit. Der Studie zufolge konsumieren in Deutschland rund 20 Pro­zent der weiblichen und 25 Prozent der männlichen Bevölkerung täglich irgendeine Form von Tabak – mit schwer­wiegenden Folgen.

Denn Rauchen ist nach wie vor einer der bedeutendsten Risikofaktoren für Krank­heit und Tod: Weltweit ist mehr als jeder zehnte Tod durch Tabakkonsum verur­sacht. Dies könnte in den kommenden Jahren noch mehr werden, fürchtet Ute Mons, Leiterin der Stabsstelle Krebsprävention und des WHO-Kollaborationszentrums für Tabak­kontrolle am Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg: „Mit der demo­grafischen Alterung der Bevölkerung rollt eine Welle tabakbedingter Todesfälle auf Deutsch­land zu, weil die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er- und 1960er-Jahre, von denen vergleichsweise viele zur Zigarette gegriffen haben, jetzt in ein Alter kom­men, in dem das Risiko für tabakbedingte Erkrankungen besonders hoch ist.“

„Die Einführung des längst überfälligen Verbots der Außenwerbung für Tabakprodukte, die im Augenblick vom Bundestag blockiert wird, wäre ein wichtiger Schritt zur Eindämmung des Tabakkonsums und der daraus resultierenden Krankheiten und Todesfälle – die Politik muss endlich handeln!“ Dietrich Garlichs, Sprecher der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten

„Diese Entwicklung kann aufgehalten werden, wenn sich Deutschland endlich für eine konsequente Präventionspolitik entscheidet“, sagt Dietrich Garlichs, Sprecher der Deutschen Allianz Nichtübertragbare Krankheiten (DANK), einem Zusammenschluss von 20 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften, Verbänden und For­schungs­einrichtungen. Mit dem Tabakrahmenübereinkommen der WHO, das Deutsch­land unterzeichnet und ratifiziert hat, steht ein Bündel wirksamer Präventionsmaß­nahmen zur Eindämmung des Rauchens und dessen gesundheitlicher Folgen zur Verfügung.

DANK fordert, dass diese Maßnahmen nun auch entschlossen umgesetzt werden. Dazu gehören insbesondere regelmäßige deutliche Erhöhungen der Tabaksteuer, ein konse­quenter Nichtraucherschutz ohne Ausnahmeregelungen und ein umfassendes Tabak­werbeverbot. „Die Einführung des längst überfälligen Verbots der Außenwerbung für Tabakprodukte, die im Augenblick vom Bundestag blockiert wird, wäre ein wichtiger Schritt zur Eindämmung des Tabakkonsums und der daraus resultierenden Krankheiten und Todesfälle – die Politik muss endlich handeln“, sagt Garlichs. © gie/aerzteblatt.de

LNS
LNS LNS

Fachgebiet

Stellenangebote

    Weitere...

    Archiv

    NEWSLETTER