Politik
Zweite Nationale Krebskonferenz: Noch sind nicht alle Ziele erreicht
Dienstag, 30. Mai 2017
Berlin – Obwohl noch längst nicht alle Ziele des Nationalen Krebsplans erreicht sind, befindet sich Deutschland in der Krebsbekämpfung auf einem guten Weg. Bei der Eröffnungsveranstaltung der zweiten Nationalen Krebskonferenz, die heute und morgen in Berlin stattfindet, würdigte Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) die Initiierung des Nationalen Krebsplans vor neun Jahren und die seitdem erreichten Erfolge.
„Jedes Jahr erkranken fast eine halbe Million Menschen in Deutschland an Krebs. Deshalb müssen wir die Anstrengungen im Kampf gegen Krebs entschlossen vorantreiben“, sagte er. Dazu gehörten eine gute Krebsfrüherkennung und hochwertige Behandlung. Wichtig sei aber auch, krebskranken Menschen und ihren Familien durch Begleitung und Beratung zu helfen.
Krebsplan ist Mannschaftsleistung
Der Nationale Krebsplan ist ein Ausdruck einer von Gröhe oft gepriesenen und geforderten „Mannschaftsleistung“. Gemeinsam mit der Deutschen Krebshilfe, der Deutschen Krebsgesellschaft und der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren hatte ihn das Bundesgesundheitsministerium im Jahr 2008 ins Leben gerufen. Beteiligt sind zudem die Länder, Sozialversicherungsträger, Leistungserbringer, Wissenschaft und Patientenverbände.
Die Schwerpunkte des Krebsplans liegen auf der Weiterentwicklung der Krebsfrüherkennung, dem flächendeckenden Ausbau der klinischen Krebsregister sowie der hochwertigen Versorgung und guten Betreuung krebskranker Menschen. Zudem soll der Krebsplan die weitere Verbesserung der Begleitung und eine bessere seelische und soziale Unterstützung von Betroffenen fördern.
Für die zielgerichtete Bearbeitung der vier Handlungsfelder wurden insgesamt 13 Ziele und entsprechende Teilziele formuliert. Zwischen 2008 und 2016 erarbeiten interdisziplinäre Experten-Arbeitsgruppen Empfehlungen zur Umsetzung der Ziele. „Es ist ein großer Erfolg, dass mit dem Nationalen Krebsplan alle an der Krebsversorgung Beteiligten – von den medizinischen Fachgesellschaften bis zu den Patientenorganisationen – gemeinsam an einem Strang ziehen, um die Versorgung von krebskranken Menschen weiter zu verbessern“, betonte Gröhe heute.
Zweite Konferenz nach acht Jahren
2009 wurde die erste Nationale Krebskonferenz veranstaltet, die einen Beginn der gemeinsamen Zusammenarbeit darstellte. Bei der jetzigen zweiten Nationalen Krebskonferenz stehen hauptsächlich die bislang erreichten Erfolge sowie die Herausforderungen im Fokus. Gesteigert werden muss nach Ansicht von Peter Albers, Präsident der Deutschen Krebsgesellschaft, beispielsweise die Akzeptanz von Zentren in der Krebsversorgung. „Zudem brauchen wir mehr Beratungsstellen für Langzeitüberlebende nach Krebs“, sagte er.
Defizite bestehen auch noch bezüglich der psychoonkologischen Versorgung. „Das Thema wäre ohne den Nationalen Krebsplan in dieser Intensität nicht diskutiert worden“, ist Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Deutschen Krebshilfe, überzeugt. Dennoch brauche man noch einige Jahre, um die Ziele umzusetzen und die psychoonkologische Versorgung von Krebspatienten tatsächlich in der Breite zu etablieren. Das Bundesministerium für Gesundheit hat deshalb im Rahmen eines Förderschwerpunkts des Nationalen Krebsplans Projekte für die Stärkung der psychoonkologischen Versorgung und der Patientenorientierung gefördert und eine bundesweite Bestandsaufnahme zur psychoonkologischen Versorgung in Auftrag gegeben. Auch die nachhaltige Finanzierung von ambulanten Krebsberatungsangeboten wird derzeit diskutiert.
Positiv bewerteten die Teilnehmer die laufende Umsetzung des Krebsfrüherkennungs- und –registergesetzes: So arbeite der Gemeinsame Bundesausschuss derzeit an der Ausgestaltung von Screening-Programmen für Darmkrebs und Gebärmutterhalskrebs mit einem Einladungsverfahren und durchgängiger Erfolgskontrolle. Der flächendeckende Ausbau der klinischen Krebsregister schreite in allen Bundesländern weiter voran und soll bis Ende dieses Jahres, spätestens Ende 2018, abgeschlossen sein. Zukünftig könnten so die Behandlungsdaten von Krebskranken gezielter ausgewertet und zur Verbesserung von Therapie und Nachsorge der Patientinnen und Patienten besser genutzt werden“, erklärte Ferdinand Hofstädter, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Deutscher Tumorzentren.
Jährlich erkranken rund 483.000 Menschen in Deutschland neu an Krebs, rund 224.000 Betroffene versterben daran. Damit ist Krebs die zweithäufigste Todesursache. Seit 1970 hat sich die absolute Zahl von Krebsneuerkrankungen in Deutschland aufgrund des demografischen Wandel in Deutschland nahezu verdoppelt. Gleichzeitig haben sich die Überlebenschancen und die Lebensqualität krebskranker Menschen seit den 1970er-Jahren deutlich verbessert. In Deutschland leben rund vier Millionen Menschen, die an Krebs erkrankt sind oder waren. © ER/aerzteblatt.de
