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Medizin

Rauchverbot mildert Gewalt in psychiatrischen Einrichtungen

Freitag, 16. Juni 2017

amiganer - stock.adobe.com

London – Ein allgemeines Rauchverbot auf dem Gelände von psychiatrischen Kliniken hat in der britischen Hauptstadt nicht zu der befürchteten Zunahme von Gewalttaten durch die Patienten geführt, wie eine Studie in Lancet Psychiatry (2017; doi; 10.1016/S2215-0366(17)30209-2) zeigt.

Viele Patienten mit psychiatrischen Erkrankungen sind starke Raucher. Der Nikotin-Abusus gehört zu den Gründen, warum Menschen mit Psychosen eine um 15 bis 20 Jahre verkürzte Lebenserwartung haben. Trotzdem zögern viele Psychiater, ihren Patienten Angebote zum Rauchstopp zu machen. Viele betrachten Nikotin als Mittel, die durch ihre Erkrankung innerlich aufgewühlten Patienten zu beruhigen. Sie befürchten, dass ein Rauchstopp die Gewalttätigkeit der Patienten, die an vielen Kliniken ein Problem ist, weiter fördern könnte.

Dies scheint nicht der Fall zu sein, wie die Erfahrungen des South London and Maudsley NHS Foundation Trust (SLaM) zeigen, der im Süden der Metropole vier psychiatrische Kliniken betreibt. Im September 2014 wurde dort auf Anraten des National Institute of Health and Care Excellence (NICE) das Rauchen auf den Stationen und auch auf dem Außengelände verboten. 

Die Kliniken beeilten sich bereits im Vorfeld, den Patienten Therapieangebote wie eine Nikotin-Ersatz-Therapie anzubieten. Den Patienten wurde auch die Verwendung von E-Zigaretten erlaubt.

Das Ergebnis war kein Anstieg, sondern ein Rückgang der Gewalt, wie Debbie Robson vom King's College London und Mitarbeiter in einer Interrupted Time-Series-Studie zeigen. Die Analyse verglich die Zahl der Gewalttaten in den 30 Monaten vor dem Rauchverbot und in den 12 Monaten danach. Die Analyse ergab eine 39-prozentige Verringerung in der Anzahl der physischen Angriffe pro Monat nach Einführung des Rauchverbots (relative Inzidenz-Rate 0,61; 95-Prozent-Konfidenzintervall 0,53-0,70). Die Forscherin führt den Rückgang auf die zusätzlichen Angebote der Kliniken zurück, die sich als effektive Gewaltprophylaxe erwiesen hätten.

Die Studie zeige, dass Nikotin keine therapeutische Wirkung bei Psychosen habe, wie häufig angenommen werde. Die Unruhe, Reizbarkeit und eine Suche nach einer Rauchmöglichkeit seien nicht Ausdruck der Erkrankung, sondern eine Folge der körperlichen Nikotinabhängigkeit, schreibt Robson. © rme/aerzteblatt.de

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