Ausland
Frankreich erlaubt Adoption von Kindern aus Leihmutterschaft
Donnerstag, 6. Juli 2017
Paris – Elternteile ohne biologische Verbindung zum Kind können in Frankreich künftig Kinder, die von einer Leihmutter geboren wurden, adoptieren. Das entschied das oberste französische Verwaltungsgericht gestern in Paris.
Der Menschenrechtsgerichtshof (EGMR) in Straßburg hatte bereits 2014 bestätigt, dass die Elternschaft in Frankreich anerkannt werde, wenn es eine genetische Verbindung gebe. Rechtlich unklar war die Anerkennung der Elternschaft des „intendierten Elternteils“ – also des Elternteils, der keine biologische Verbindung zum Kind hat, aber sich mit dem Partner für das Kind entschieden hat. Experten sprechen hier auch von der „sozialen Elternschaft“.
Geklagt hatten mehrere Parteien – unter ihnen ein homosexuelles Paar, dessen Sohn 2006 von einer Leihmutter in den USA geboren wurde. Dem nicht biologischen Vater war es versagt worden, seinen Sohn zu adoptieren.
In Deutschland beschäftigen Experten sich mit ähnlichen Fragen. Vorgestern legte der „Arbeitskreis Abstammung“ seinen Abschlussbericht vor. Die Experten sprachen sich dafür aus, dass derjenige, der gemeinsam mit der Mutter in die Fortpflanzung eingewilligt hat, „zweiter Elternteil“ werde, sofern der Spender auf die Elternschaft verzichtet. © kna/aerzteblatt.de

Ein kleiner Sieg
Die Erlaubnis der Adoption von Kindern aus der Leihmutterschaft ist aber nur eine halbe Lösung. Man muss die Leihmutterschaft legalisieren, weil sie eine der Grundlagen von der Reproduktionsmedizin ist. Ohne sie ist die gesunde Tätigkeit des wesentlichen Teiles der Gesellschaft kaum vorstellbar. Es gibt so viele Frauen, die ein Kind nicht austragen können, es gibt homosexuelle Paare, die von eigenen Kindern träumen und aus gewissen Gründen nicht imstande sind, ein Kind zu gebären, und nur die Leihmutterschaft kann diesen Leuten helfen.
Da sie bei uns völlig verboten ist, fahren Homosexuelle in die USA oder Indien, und heterosexuelle Paare können eine Leihmutter in der Ukraine finden. Wenn man in Deutschland zumindest die Adoption von den aus der Leihmutterschaft geborenen Kindern erlaubt, kann das schon ein kleiner Sieg sein.

Richtiger Schritt
Und was meinen Vorkommentator angeht: wir verschieben in der Medizin ständig die "natürlichen Grenzen". Keiner sagt, die natürliche Haltbarkeit ihres Hüftgelenks ist nun mal abgelaufen, Pech, eine Organtransplantation, wie widerlich, lasst die Leute doch bitte ihres natürlichen Todes sterben und statt Orwell dachten Sie vermutlich an Huxley, Herr Kollege.

Was für ein widerlicher Quatsch!
Wann sieht man endlich, wohin uns die scheinbar wohlmeinenden, Gutmenschen-freundlichen zarten Anfänge von Retortenbabies, Gametentransfer und sonstigem angeblich "medizinischem" Rumfummeln an der Zeugung und Schwangerschaft gebracht hat? Bei logischer Weiterentwicklung des aktuell politisch korrekten Gedankengutes werden wir ohne Zweifel bei dem oben skizzierten Szenario landen, Schritt für Schritt die natürlichen Grenzen und Merkmale von Elternschaft, Partnerschaft und Kinderkriegen und vor allem von Verantwortung für unser ethisches (und gesetzlich erlaubtes) Regeln und Handeln auflösen und uns an der schönen neuen Welt erfreuen, in der alles erlaubt ist, was technisch (und gesetzgeberisch) geht. Die Auswüchse der Reproduktionsmedizin werden markiert durch Egoismus (ICH MUSS ein Kind haben, ebenso wie als Konsequenz: MEIN Bauch gehört MIR) und Geschäftemacherei. Als Mediziner finde ich dies unverantwortlich und widerlich, da es die Grundregeln unserer Ethik verletzt. Wenn wir diese Entwicklung weiter tolerieren, macht sich die Ärzteschaft mitverantwortlich für die Zerstörung unserer Lebensgrundlagen. Jeder wirkliche Mediziner müsste sich weigern, in diesem Felde zu arbeiten, so wie er sich weigert, bei einer Hinrichtung mitzuwirken. Es ist erschütternd zu erkennen, wie dreist sich die Begriffe der Rechtsordnung von den biologischen Fakten entfernen lassen. Orwell wird täglich neu erfunden.

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