Politik
Gesundheitskosten für das letzte Lebensjahr geringer als gedacht
Mittwoch, 12. Juli 2017
Essen – Die Ausgaben des Gesundheitssystems für die Versorgung Sterbender im letzten Lebensjahr sind nach einer internationalen Studie geringer als bisher angenommen. „Tatsächlich steigen die Kosten am Ende des Lebens, weil sich dann beispielsweise teure Krankenhausaufenthalte häufen", sagte der Mitautor und Gesundheitsökonom an der Universität Duisburg-Essen (UDE), Martin Karlsson, heute in Essen. Für das letzte Lebensjahr machten sie aber in den untersuchten acht Ländern rund neun bis elf Prozent der Gesamtausgaben der Krankenversicherungen aus. Die Ausgaben in den drei letzten Lebensjahren lägen nah beieinander.
Die im aktuellen Journal Health Affairs veröffentlichte Studie (DOI: 10.1377/hlthaff.2017.0174) vergleicht Daten zur Gesundheitsversorgung und Alterspflege aus Deutschland, Dänemark, England, Frankreich, den Niederlanden, den USA, Taiwan, Frankreich, Japan sowie der kanadischen Provinz Quebec.
Die Forscher zeigen, dass die Gesamtkosten für die letzten drei Lebensjahre rund 25 Prozent der Gesundheitskosten der Krankenversicherungen ausmachen. Damit erweist sich das letzte Lebensjahr als ähnlich kostenintensiv wie die beiden Jahre zuvor. „Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass nicht in erster Linie lebensrettende Maßnahmen bezahlt, sondern chronisch Kranke behandelt werden“, sagte Karlsson. Für Deutschland schätzen die Wissenschaftler die Kosten der Gesundheitsversorgung im letzten Lebensjahr auf knapp 45.000 Euro pro Person. Deutlich höher liegen sie in den Vereinigten Staaten, den Niederlanden, Dänemark und Kanada.
Allerdings treiben in der Bundesrepublik die Klinikaufenthalte die Kosten in die Höhe: „Mehr als 20 Prozent der deutschen Krankenhauskosten entfallen auf Menschen, die binnen eines Jahres sterben; in den Niederlanden sind es weniger als neun Prozent“, erklärte Karlsson. Er hält es daher für überlegenswert, den ambulanten Bereich und die Alterspflege zu stärken. Das machte das Leben für Ältere lebenswerter und das Gesundheitssystem effektiver. © kna/aerzteblatt.de

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