Medizin
Klimawandel: Mehr Todesfälle durch Ozon und Feinstaub vorhergesagt
Dienstag, 1. August 2017
Chapel Hill – Die Klimaerwärmung wird durch den Anstieg von Ozon und Feinstaub im Jahr 2030 weltweit zu 60.000 zusätzlichen Todesfällen führen, wie neue Schätzungen in Nature Climate Change (2017; doi: 10.1038/nclimate3354) zeigen. Im Jahr 2100 könnte es sogar zu 260.000 zusätzlichen Todesfällen kommen.
Höhere Temperaturen beschleunigen die chemischen Reaktionen, die Ozon und Feinstaub produzieren. Die Konzentration von Ozon könnte vor allem in den urbanen Ballungsräumen steigen, während sie in abgelegeneren Orten infolge einer erhöhten Luftfeuchtigkeit eher sinkt, schreiben Raquel Silva und Jason West von der University of North Carolina in Chapel Hill. Der Feinstaubgehalt der Luft könnte überall dort steigen, wo die Luft trocken ist und der Regen, der den Staub bindet, immer häufiger ausbleibt.
Silva und West haben die Auswirkungen auf die Mortalität für das RCP8.5-Szenario (Representative Concentration Pathways) berechnet. Es ist die ungünstigste von vier Vorhersagen, die der Weltklimarat 2013/14 vorgestellt hat. Das RCP8.5-Szenario geht von einem relativ hohen Anstieg der Temperatur um 4 Grad Celsius bis 2100 aus. Die Auswirkungen haben die Forscher nach verschiedenen Klimamodellen berechnet. Die Ergebnisse schwanken teilweise stark. Fünf von acht Modellen sagen jedoch einen Anstieg der vorzeitigen Todesfälle bis zum Jahr 2030 voraus. Sieben von neun Modellen prognostizieren einen Anstieg bis zum Jahr 2100.
Die Auswirkungen treffen die einzelnen Kontinente unterschiedlich stark. Die Ozon-Sterblichkeit nimmt in Ostasien am stärksten zu, wo Silva und West zusätzliche 45.600 Todesfälle pro Jahr prognostizieren. In Indien müsse mit 16.000 Todesfällen mehr pro Jahr gerechnet werden, während Nordamerika mit 9.830 zusätzlichen Todesfällen kaum betroffen sein werde.
Feinstaub wird vor allem in Indien zu einem größeren Problem. Silva und West prognostizieren für das Jahr 2100 etwa 80.200 Todesfälle pro Jahr, im Nahen Osten könnte es jährlich zu 50.400 zusätzlichen Todesfällen durch Feinstaub kommen. Ostasien wäre mit 47.200 zusätzlichen Todesfällen betroffen, in den Staaten der ehemaligen Sowjetunion würden 11.800 Menschen zusätzlich an den gesundheitlichen Folgen einer Feinstaub-Emission sterben. Für Afrika sagen die Forscher dagegen einen Rückgang um 25.200 Todesfälle voraus. Hier sinke der Feinstaubgehalt infolge der gestiegenen Regenfälle, so die Forscher.
Feinstaub und Ozon sind nach Ansicht von Silva und West allerdings nicht die einzigen Gefahren für die Gesundheit. Auch die Todesfälle durch Überhitzung, den fehlenden Zugang zu sauberem Wasser und gesunder Nahrung, schwere Stürme und die Ausbreitung von Infektionskrankheiten könnten in den nächsten Jahren zu vielen vorzeitigen Todesfällen führen. © rme/aerzteblatt.de

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