Medizin
Störsignal könnte Freezing bei Parkinsonpatienten verursachen
Freitag, 29. September 2017
Düsseldorf/Aarhus/Konstanz – Ein Störsignal in der Gehirnaktivität von Parkinsonpatienten könnte für das Freezing mitverantwortlich sein. Das berichten Düsseldorfer Neurowissenschaftler zusammen mit Forschern der Universitäten Konstanz und Aarhus im Fachmagazin Annals of Neurology (2017; doi: 10.1002/ana.25047).
Patienten mit Morbus Parkinson leiden unter erheblichen Beeinträchtigungen beim Gehen, bis hin zum plötzlichen „Einfrieren“, dem Freezing. Sie trippeln dabei auf der Stelle und kommen nicht mehr vorwärts. Allerdings können die Patienten weiterhin Fahrrad fahren.
Muster ähnlich, aber nicht identisch
Die Düsseldorfer Arbeitsgruppe um den Neurologen Alfons Schnitzler hat daher zusammen mit Wissenschaftlern der Universität Aarhus die Gehirnaktivität von Parkinsonpatienten beim Gehen und beim Fahrradfahren untersucht. Dabei nutzten die Forscher die Möglichkeit, die Aktivität der Basalganglien abzuleiten. Diese tiefen Hirnstrukturen sind bei Parkinsonpatienten verändert, können laut den Forschern aber normalerweise nicht direkt untersucht werden. Die Wissenschaftler konnten sie aber im vorliegenden Fall durch die Implantation von Elektroden zur therapeutischen Stimulation im Rahmen einer tiefen Hirnstimulation untersuchen.
Das Forscherteam konnte zeigen, dass Fahrrad fahren im Vergleich zum Gehen mit einer deutlicheren Unterdrückung pathologischer Signale in einem breiten Frequenzbereich, dem beta-Band zwischen 13–35 Hz, einhergeht. Parkinsonpatienten mit Freezing zeigen zwar ein ähnliches Muster wie die Patienten ohne dieses Symptom, aber zusätzlich ein Störsignal um 18 Hz. Die Forscher vermuten, dass dies neurophysiologisch zur parkinsontypischen Anfälligkeit für das „Einfrieren“ gehört.
„Dieser überraschende Befund bringt uns nicht nur einen entscheidenden Schritt im Verständnis der krankhaften Vorgänge des Freezing weiter, sondern eröffnet auch neue Möglichkeiten in der Therapie dieser oft schwer behandelbaren und unsere Patienten in ihrer Lebensqualität erheblich beeinträchtigenden Symptomatik“, sagte Schnitzler.
Wie das Störsignal jedoch in der Blockade von Bewegungen gipfelt, ist noch unklar. Die Unterdrückung der abweichenden Aktivität der Basalganglien biete jedoch nun einen zentralen Ansatzpunkt für zukünftige Therapien bei Parkinsonpatienten mit Freezing, hieß es aus der Arbeitsgruppe. © hil/aerzteblatt.de

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