Medizin
Roboterassistierte Nierentransplantation mit weniger Komplikationen und Rejektionen als offene Methode
Mittwoch, 1. November 2017
Dresden – Die roboterassistierte Nierentransplantation könnte der bisherigen offenen Methode in vielerlei Hinsicht überlegen sein. Darauf deuten erste Ergebnisse zum postoperativen Verlauf, Follow-up, zu Komplikations- und Rejektionsraten am Universitätsklinikum Halle hin. Ihre Ergebnisse stellten die Forscher um Karl Weigand beim 69. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Urologie in Dresden Ende September vor.
Seit Juli 2016 hatte das Autorenteam elf Patienten roboterassistiert transplantiert und intern mit offen transplantierten Patienten verglichen, die vor 2016 noch ohne Roboter operiert wurden. „Rejektionen kamen bei der roboterassistierten Transplantation bisher nicht vor“, sagt Weigand und verweist auf die ohnehin geringe Rejektionsrate bei Lebendspenden.
Darüber hinaus konnte das Team weitere Vorteile der Roboterassistenz zeigen: Gegenüber der Kontrollgruppe verloren die mit der neuen Methode operierten Patienten weniger als 100 ml Blut anstatt 200 bis 400 ml. Sie benötigten durchschnittlich 50 Prozent weniger Schmerzmittel und konnten die Klinik circa vier Tage früher verlassen. Die Urologen gehen auch davon aus, dass Lymphocelenbildung und prolongierte Lymphorrhö mit der minimalinvasiven Technik verhindert werden können. „Bei den elf roboterassistiert transplantierten Patienten kam es lediglich in zwei Fällen zu Komplikationen: Einer asymptomatischen kleinen Lymphocele ohne Handlungsbedarf und einer Blutung aus der Nierenkapsel, welche laparoskopisch versorgt wurde, die genauso bei der offenen Operation hätte vorkommen können“, berichtet der Urologe.
Kriterien für die roboterassistierte Transplantation
- Ausschlusskriterien: Arteriosklerose im Transplantationsgebiet, massivste Verwachsungen, bisher Dritttransplantation, voroperierte Beckengefäße
- Einschlusskriterien: Abdominelle Voroperationen oder CAPD-Katheter stellen keine zwingende Kontraindikation dar; sollte intraoperativ festgestellt werden, dass der Eingriff etwa aufgrund zu großer Verwachsungen nicht fortgeführt werden kann, muss man jederzeit auf die konventionelle Methode konvertieren (Patienten werden darüber aufgeklärt.)
Die minimalinvasive Methode hätte weitere Vorteile. „Die Instrumente im OP-Gebiet sind beweglicher, die Sicht ist nicht zuletzt aufgrund der Vergrößerung auf dem Monitor besser und man kann zitterfrei arbeiten“, sagt der Leiter des Nierentransplantationprogramms am Universitätsklinikum Halle. Die ergonomische Position an der Konsole ermögliche zudem ein ermüdungsfreies Arbeiten.
Den roboterassistierten Eingriff empfiehlt Weigand ausschließlich geübten Operateuren. Denn die neue Methode birgt einige Fallstricke mit sich: „Bei der roboterassistierten Nierentransplantation hat man keine taktile Sensorik. Man muss sich darauf verlassen, dass die Gefäß- und Bulldogklemmen halten.“ Der Zugangsweg sei dem erfahrenen Operateur im Rahmen der Lymphadenektomie bekannt und mache es somit einfacher. Zu bedenken seien einige Kontraindikationen, beispielsweise eine Arteriosklerose im OP-Gebiet (siehe Kasten).
Heizmatten verhindern eine Unterkühlung
Eine Herausforderung stellt auch das Temperaturmanagement des Patienten dar. „Damit der Patient während der Operation aufgrund des intraabdominell eisgekühlten Transplantats nicht unterkühlt, muss das OP-Team den Körper mit Heizmatten und -decken warmhalten.“ Geschehe das nicht, könne es durch den Kältebolus nach Gefäßfreigabe zu einem Herzstillstand (Kälteschock) kommen.
Seit dem ersten Einsatz im Jahr 2010 wurden europaweit etwa 50 Lebendnieren roboterassistiert transplantiert. In Deutschland erfolgen diese Eingriffe an zwei Standorten: am Universitätsklinikum Homburg/Saar und am Universitätsklinikum Halle.
Robotische Eingriffe gelten mittlerweile als Standard in der Urologie. Die am häufigsten durchgeführte robotisch assistierte Operation ist dabei die radikale Prostatektomie. Große Unterschiede gebe es in Deutschland jedoch noch bei der robotischen Ausbildung, beklagt Miriam Hegemann vom Universitätsklinium Tübingen in einem Interview mit dem Deutschen Ärzteblatt. Als Mitglied der Arbeitsgruppe Roboterchirurgie der German Society of Residents in Urology (GeSRU) hat sie mit Kollegen urologischer Kliniken eine Umfrage an urologischen Zentren zu dem Thema durchgeführt.
„Die Unterschiede in der robotischen Ausbildung zwischen deutschen Zentren sind immanent“
Dresden – Bei vielen urologischen Operationen zählen robotische Eingriffe heute zum Standard. Da Konsolenchirurg und Assistenten am Operationstisch dabei verschiedene Rollen einnehmen, ist eine spezielle Ausbildung in der Robotik nötig, wird jedoch längst nicht an allen urologischen Zentren einheitlich umgesetzt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage der German Society of Residents in Urology

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