Medizin
Warum wir bei Langeweile einschlafen
Montag, 16. Oktober 2017
Tsukuba – Wenn wir uns langweilen, kann es schwierig werden, die Augen offen zu halten. Yo Oishi und seine Arbeitsgruppe an der University of Tsukuba haben im Nucleus Accumbens Neurone identifiziert, die hierfür verantwortlich sein könnten. Sie berichten davon in Nature Communications (doi: 10.1038/s41467-017-00781-4).
Kognitive und emotionale Faktoren können die Aufmerksamkeit und die Müdigkeit wesentlich beeinflussen. Bisher ist jedoch laut Arbeitsgruppe nicht klar, warum beispielsweise Müdigkeit bei Langeweile entsteht. Die Forscher der aktuellen Studie wussten aus vorangegangenen Studien, dass der Nucleus Accumbens eine wichtige Rolle in der Steuerung dieser Müdigkeitsreaktion spielen könnte. Offenbar beeinflussen Neurone mit Adenosinrezeptoren in diesem Hirnkern die Müdigkeitsreaktion.
In ihrer Studie nutzten die Forscher Mäuse, bei denen sie über genetische Veränderungen diese adenosinabhängige Neurone an- oder abschalten konnten. Sie verwendeten dafür chemokinetische und optokinetische Verfahren, bei denen die neuronale Aktivität über chemische Signale oder implantierte Lichtsonden beeinflusst werden kann. Es zeigte sich, dass durch eine Aktivierung der exzitatorischen adenosinabhängigen Neurone langsamfrequente Hirnwellen generiert und der Schlaf angestoßen wurde.
Die Forscher stellten außerdem fest, dass sich durch eine Inhibierung der adenosinsensiblen Neurone, die ins ventrale Pallidum projizieren, der Schlaf unterdrücken ließ. Wenn die Mäuse motiviert und beschäftigt waren, wurden genau diese Neurone inhibiert. Interessanterweise wirkt beispielsweise Koffein als Adenosinantagonist und könnte deshalb gegen die Müdigkeit helfen.
Mit ihrer Studie konnten die Wissenschaftler zeigen, dass die Schlafinduktion durch die adenosinsensiblen Neurone angestoßen wird. Bei fehlender externer Motivation und Beschäftigung werden diese Neurone aktiv und bringen uns zum Einschlafen. Möglicherweise ist diese Neuronengruppe auch ein mögliches Therapieziel für die Entwicklung von Hypnotika, so die Forscher.
© hil/aerzteblatt.de

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