Politik
Mehr Todesfälle durch Diabetes in Deutschland als erwartet
Donnerstag, 9. November 2017
Düsseldorf – In Deutschland sind im Jahr 2010 rund 175.000 Menschen wegen ihrer Zuckererkrankung und dessen Folgen gestorben. Die diabetesassoziierte Mortalität sei damit deutlich höher als erwartet, berichten Wissenschaftler des Deutschen Diabetes-Zentrums (DDZ) in Düsseldorf. Für das Jahr 2010 nennt die offizielle Todesursachenstatistik bislang nur 23.000 diabetesbedingte Sterbefälle.
Weltweit hat sich die Zahl der diabetesbedingten Todesfälle zwischen 1990 und 2010 laut DDZ verdoppelt. Im Jahr 2013 seien schätzungsweise 5,1 Millionen Menschen weltweit und 620.000 Menschen in Europa an einem Diabetes beziehungsweise an diabetesbedingten Folgeerkrankungen gestorben. „Damit ist die Lebenserwartung für Menschen mit Diabetes im Durchschnitt um etwa fünf bis sechs Jahre kürzer als bei gleichaltrigen Personen ohne Diabeteserkrankung“, hieß es aus dem Zentrum.
Bislang fehlten Daten
In Deutschland fehlten laut DDZ bislang umfassende und regelmäßige Angaben zur bundesweiten Diabetessterblichkeit. Seit 2014 können Versorgungsforscher aber Routinedaten der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) nutzen, die für den morbiditätsorientierten Risikostrukturausgleich zwischen den Krankenkassen gesammelt werden.
„Diese Daten ermöglichen uns neue Möglichkeiten, epidemiologische und versorgungsrelevante Untersuchungen für ganz Deutschland durchzuführen“, erläuterte Wolfgang Rathmann, stellvertretender Direktor des Instituts für Biometrie und Epidemiologie am DDZ und Mitglied im Research Coordination Board des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD). Die Daten umfassten etwa 90 Prozent der deutschen Bevölkerung und hätten den Vorteil, dass alle Altersklassen abgebildet seien, so Rathmann.
Für die neue Statistik haben die DDZ-Wissenschaftler die Diabetesprävalenz für das Jahr 2010 anhand dieser Routinedaten herangezogen. Die Datenbasis umfasst rund 65 Millionen gesetzlich Krankenversicherten in Deutschland. Die Diabeteshäufigkeit (ICD-10 Codes: E10-E14) lag danach bei 10,1 Prozent, die Prävalenz des Typ-2-Diabetes (ICD-10: E11) bei 7,1 Prozent der GKV-Versicherten.
Die Berechnungen ergaben, dass im Jahr 2010 175.000 Todesfälle hätten verhindert werden können, wenn die Mortalität bei Menschen mit Diabetes genauso wäre, wie bei Menschen ohne Diabetes. „Damit waren im Jahr 2010 rund 21 Prozent aller Todesfälle in Deutschland auf Diabetes zurückzuführen. Ein Typ-2-Diabetes war mit 16 Prozent aller Todesfälle assoziiert“, so die Wissenschaftler. © hil/aerzteblatt.de

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