Politik
Studie: Politiker in den Aufsichtsräten der kommunalen Krankenhäuser sind ein Problem
Montag, 13. November 2017
Berlin – Fast ein Drittel der kommunalen Krankenhäuser hat von 2014 bis 2016 kontinuierlich Verluste geschrieben. Laut einer Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft BDO und des Deutschen Krankenhausinstituts (DKI) ist das auch auf die politische Durchdringung der Aufsichtsräte zurückzuführen.
BDO und DKI wollten mit der Studie das Selbstverständnis von Aufsichtsgremien und Geschäftsführern kommunaler Krankenhäuser sowie ihre Einflussnahme auf Strategie und Führung der Häuser untersuchen. Dazu befragten sie Geschäftsführer und Aufsichtsratsvorsitzende kommunaler Krankenhäuern ab 100 Betten. Die Befragungsinhalte waren weitgehend identisch, um die Selbst- und Fremdwahrnehmung der strategischen Bedeutung von Aufsichtsräten besser vergleichen zu können.
Verluste nach Einflussnahme durch Aufsichtsräte
Laut DKI-Krankenhausdatenbank gibt es bundesweit 416 Krankenhäuser ab 100 Betten in kommunaler Trägerschaft, die vollständig in die Befragung einbezogen worden sind. Da einem Aufsichtsgremium mehrere Krankenhäuser zugeordnet sein können, fiel allerdings die Anzahl der einbezogenen Krankenhausgeschäftsführer (n = 416) größer aus als die Anzahl der erfassten Aufsichtsgremien (n = 225).
In Krankenhäusern mit kontinuierlichen Verlusten von 2014 bis 2016 haben die Aufsichtsgremien laut der Studie einen deutlich stärkeren Einfluss auf die beschäftigungspolitischen- und die Prestigeziele des Krankenhauses genommen als in wirtschaftlich besser gestellten Häusern. „Es fällt auf, dass gerade in Krankenhäusern mit kontinuierlichen Verlusten der Einfluss der Aufsichtsräte größer ausfällt“, erläutert der DKI-Vorstand Karl Blum.
„Wenn kommunale Träger über den Aufsichtsrat mit ihren Krankenhäusern Beschäftigungspolitik machen oder Prestigeziele verfolgen, erschwert dies eine wirtschaftliche Leistungserbringung“, fasst der Gesundheitsexperte Alexander Morton, Partner im BDO-Fachbereich Gesundheitswirtschaft, die Studienergebnisse zusammen. So führe ein Drittel der für die Studie befragten Geschäftsführer einen negativen Einfluss ihrer Aufsichtsräte auf die Wirtschaftlichkeit des Krankenhauses an. Dennoch bescheinigen Aufsichtsräte und Geschäftsführer in der Mehrzahl der kommunalen Krankenhäuser einander eine gute Zusammenarbeit in strategischen Fragen.
Die Studie zeigt laut BDO und DKI auch die regionalwirtschaftliche Bedeutung der kommunalen Krankenhäuser. 80 Prozent der Häuser zählten zu den drei wichtigsten Arbeitgebern am Ort. Sie leisteten damit wichtige Beiträge zur regionalen Wertschöpfung und Beschäftigungssicherung. Viele kommunale Krankenhäuser setzten künftig auf Expansion. Die Krankenhausstrategie der nächsten fünf Jahre sehe bei den meisten Krankenhausgeschäftsführern und Aufsichtsgremien den Aufbau neuer Leistungsbereiche beziehungsweise neuer Geschäftsfelder vor. © hil/aerzteblatt.de

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