Medizin
Wie Computerspiele das Gehirn verändern
Dienstag, 21. November 2017
Ulm – Regelmäßiges Spielen von Online-Computerspielen verändert die Hirnstruktur. Das berichten Forscher um Christian Montag, Leiter der Abteilung molekulare Psychologie an der Universität Ulm, in der Zeitschrift Addiction Biology (2017; doi: 10.1111/adb.12570).
Die Wissenschaftler bezogen 119 Teilnehmer in ihre Längsschnittstudie ein. Darunter waren 41 Spieler mit ausgeprägter „Gaming-Erfahrung“ ebenso wie 78 Neulinge ohne nennenswerte Internet- oder Onlinespiel-Vorkenntnisse. Die Neulinge wurden für die Studie in 2 Gruppen eingeteilt: Eine davon sollte 6 Wochen lang täglich mindestens eine Stunde das Online-Computerspiel „World of Warcraft“ spielen, die andere bildete eine Kontrollgruppe und spielte in dieser Zeit nicht. Um mögliche Effekte auf die Hirnstruktur festzustellen, führten die Forscher zu Beginn und zum Ende dieser Periode einen Magnetresonanztomografie-(MRT-)Scan durch.
Zu Beginn verglichen sie die Ergebnisse der Scans von erfahrenen Spielern mit Neulingen, die noch nicht gespielt hatten. Bei den erfahrenen Spielern zeigte sich ein geringeres Volumen des orbitofrontalen Kortex. Die Wissenschaftler standen vor der Frage, ob dieses reduzierte Hirnvolumen eine Folge oder eine Voraussetzung für Computerspielabhängigkeit oder Internetsucht war.
Die Ergebnisse zeigten, dass es während des Untersuchungszeitraums in der Gruppe der neuen Spieler zu einer Abnahme der grauen Substanz im orbitofrontalen Kortex kam. Dieser Bereich im Frontallappen des menschlichen Gehirns ist insbesondere zuständig für die Kontrolle von Emotionen und Entscheidungen. Für die Forscher deuten diese Erkenntnisse auf neuroplastische Prozesse hin.
„Die beobachtete Reduktion könnte mit einer schlechteren Emotionsregulation und Entscheidungsfindung einhergehen. Besorgniserregend ist, dass sich die hirnstrukturellen Veränderungen bereits nach 6 Wochen nachweisen ließen“, kommentierte Montag die Ergebnisse. Die Studie weise insgesamt darauf hin, dass das reduzierte Hirnvolumen eine Folge des Computerspielens sein könnte, fassen die Forscher die Ergebnisse zusammen. © hil/aerzteblatt.de

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