Medizin
Wenn ein Dengue-Impfstoff schwere Dengue-Erkrankungen fördert
Montag, 4. Dezember 2017
Paris – Menschen, die noch niemals an Dengue erkrankt sind, sollten sich nicht gegen Dengue impfen lassen. Dies teilte der Hersteller des derzeit einzigen verfügbaren Dengue-Impfstoffes in einer Pressemitteilung mit.
Es ist sicherlich ungewöhnlich, wenn ein Impfstoffhersteller vor der Verwendung des eigenen Impfstoffs warnt und diesen dennoch für wirksam hält. Das Denguefieber ist jedoch eine ungewöhnliche Erkrankung. Die Infektion mit einem der vier Viren hinterlässt zwar eine Immunität. Diese schützt allerdings nicht vor weiteren Infektionen. Sie kann diese sogar verstärken.
Dies liegt in der Natur der Dengue-Infektion. Die Erstinfektion verläuft meist unkompliziert mit grippeähnlichen Symptomen. Erst bei einer zweiten Infektion kommt es gelegentlich zu einem schweren hämorrhagischen Denguefieber mit einer Letalität von bis zu 30 Prozent, wobei besonders Kleinkinder gefährdet sind. Der schwere Verlauf der Zweitinfektion wird auf infektionsverstärkende Antikörper (ADE) zurückgeführt.
Solche ADE werden vermutlich auch bei der Impfung von Menschen erzeugt, die bisher keine Immunität gegen Dengueviren hatten. Wenn sie sich nach der Impfung mit Dengueviren infizieren, kommt es möglicherweise zum hämorrhagischen Denguefieber. Darauf deuten die Erfahrungen der Feldstudien hin, die der Hersteller zur Erprobung seines Impfstoffes durchgeführt hat. In Endemieregionen, in denen 70 bis 90 Prozent der Bevölkerung schon einmal mit dem Denguevirus infiziert waren, vermied die Impfung 93 Prozent der schweren Erkrankungen und 80 Prozent der Hospitalisierungen.
In Niedrig-Endemie-Ländern kam es jedoch zu einem paradoxen Anstieg von schweren Dengue-Erkrankungen. Dieser Umstand veranlasst den Hersteller jetzt zu einer Warnung, die in die Fachinformation aufgenommen werden soll. Dengvaxia dürfte deshalb auch für Touristen aus Deutschland nicht als Schutzimpfung geeignet sein – es sei denn sie waren bei einer früheren Reise bereits einmal an einer milden Dengue erkrankt. © rme/aerzteblatt.de

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