Ärzteschaft
Ärzte verordnen weniger Protonenpumpenhemmer
Donnerstag, 14. Dezember 2017
Berlin – Die niedergelassenen Ärzte in Deutschland haben erstmals seit Jahren weniger Protonenpumpeninhibitoren (PPI) verschrieben. Das geht aus neuen Auswertungen des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hervor.
PPI gehören zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln in Deutschland. Sie hemmen die Protonenpumpen in den Belegzellen des Magens, wodurch die Salzsäureproduktion als Ursache von Schleimhautläsionen und Refluxsymptomen fast vollständig unterdrückt wird. Dementsprechend sind ihre wichtigsten Indikationsgebiete die Behandlung der Refluxkrankheit, die Therapie und Prophylaxe des Magen- und Duodenalulkus sowie in Kombination mit entsprechenden Antibiotika die Eradikation des bakteriellen Erregers Helicobacter pylori.
Rückgang um 4,3 Prozent
Laut Zi-Analyse sind die Verordnungszahlen in den vergangenen zehn Jahren fast linear gestiegen: von 676 Millionen Tagesdosen im 2007 auf rund 1,94 Milliarden Tagesdosen im zweiten Halbjahr 2016. Für die hohen Verordnungsmengen gibt es laut Zi verschiedene Gründe. Ein Teil des Zuwachses sei durch Nachholeffekte und einen stärkeren Fokus auf die Ulkusprophylaxe bei Gabe nicht-steroidaler Antirheumatika zu erklären. „Die deutlich gesunkenen Preise für PPI – von 0,73 Euro in 2007 auf 0,18 Euro in 2017 – dürften diese Entwicklung zusätzlich begünstigt haben“, hieß es aus dem Zi.
Aber jetzt scheint sich der Trend bei den Verordnungen umzukehren. Der Analyse des Zi zufolge sanken die verordneten Tagesdosen im ersten Halbjahr 2017 um 4,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. „Ein erster Blick auf die Daten der folgenden Monate im Jahr 2017 lässt vermuten, dass der Abwärtstrend anhalten wird“, teilte das Institut mit.
Das Zi weist daraufhin, dass die hohe Zahl der PPI-Verordnungen in Fachkreisen auch kritisch gesehen werde. „Es mehrten sich insbesondere bei Langzeitgabe die Hinweise auf schwerwiegende Nebenwirkungen, wie etwa eine Erhöhung des Risikos für Frakturen, Clostridium-difficile-Infektion sowie die Entwicklung einer Niereninsuffizienz“, so die Zi-Experten.
© hil/aerzteblatt.de

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