Medizin
Ernüchterung über Pay-for-Performance-Programme in den USA
Montag, 8. Januar 2018
Boston – Die Effekte von Pay-for-Performance-Programmen bei der Gesundheitsversorgung in den USA sind nach Auffassung von Epidemiologen der Harvard School of Public Health „begrenzt und enttäuschend“. Das berichten die Wissenschaftler jetzt im British Medical Journal (2018; doi: 10.1136/bmj.j5622).
Die Forscher um Igna Bonfrer untersuchten, wie Krankenhäuser abschnitten, die sich freiwillig für mehr als ein Jahrzehnt im Rahmen der Premier Hospital Quality Incentive Demonstration für Pay-for-Performance-Programmen zur Verfügung gestellt haben, im Vergleich zu ähnlichen Krankenhäusern, in denen diese Anreize später implementiert wurden.
Bringt Pay-for-Performance mehr Qualität?
Die Studie umfasste 1.189 Krankenhäuser in den USA. Die meisten waren mittelgroß oder groß, privat, nicht gewinnorientiert und in städtischen Gebieten angesiedelt. Auf der Grundlage von Medicare-Anspruchsdaten für mehr als 1,3 Millionen Patienten im Alter von 65 Jahren und älter von 2003 bis 2013 analysierte das Team klinische Prozessergebnisse und 30-Tage-Mortalitätsdaten in jedem Krankenhaus.
Hintergrund des Studiendesigns ist, dass die Bezahlung von Leistungsprogrammen laut den Forschern zunächst nur begrenzte Auswirkungen gezeigt hätten. Jedoch argumentierten Befürworter, dass es Zeit brauche, bis Krankenhäuser sinnvolle Verbesserungen in der Versorgung im Rahmen finanzieller Anreizprogramme vornehmen könnten. Die Wissenschafter wollten mit ihrer Untersuchung also vor allem herausfinden, ob sich die medizinische Qualität im Rahmen der Leistungsprogramme langfristig verbessert.
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Ihre Ergebnisse zeigen, dass die Versorgung älterer Patienten in Krankenhäusern, die seit mehr als einem Jahrzehnt unter Bezahlung von Leistungsprogrammen arbeiten, nicht besser war als in Krankenhäusern, die erst seit weniger als drei Jahren unter finanziellen Anreizen stehen.
Laut den Forschern werden die Pay-for-Performance-Programme in ihrer derzeitigen Ausgestaltung auch in Zukunft kaum erfolgreicher werden. Sie schlagen vor, dass politische Entscheidungsträger das Programm überarbeiten sollten, beispielsweise indem sie die Anreize erhöhten und sich auf einige wenige Maßnahmen konzentrierten, die für die Patienten am wichtigsten seien.
Die Autoren weisen aber darauf hin, dass es sich bei ihrer Untersuchung um eine Beobachtungsstudie handle, sodass keine eindeutigen Schlussfolgerungen über Ursache und Wirkung gezogen werden könnten. Außerdem gelten die Ergebnisse möglicherweise nicht für die allgemeine Bevölkerung, da die Studie nur ältere Patienten betrachtete. © hil/aerzteblatt.de
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