Ärzteschaft
Ärztekammerpräsidentin fordert deutsches Staatsexamen für ausländische Ärzte
Montag, 8. Januar 2018
Hannover – Die Präsidentin der Ärztekammer Niedersachsen (ÄKN) hat das deutsche Staatsexamen für ausländische Mediziner gefordert, die in Deutschland tätig werden wollen. Die derzeitige Prüfung für Bewerber aus dem Nicht-EU-Ausland sei „hinsichtlich der Sicherheit der Entscheidung und somit des Schutzes der Patienten nicht ausreichend“, sagte Kammerchefin Martina Wenker heute. Bei jedem Bewerber müsse geprüft werden, ob die im Heimatland absolvierte Ausbildung mit der durch das deutsche Staatsexamen gewährleisteten Qualität vergleichbar sei.
Aktuell sei die Anerkennung von Ausbildungsnachweisen in den Bundesländern unterschiedlich geregelt, notwendig sei aber eine bundesweit einheitliche Lösung, betonte die Präsidentin. Bundesweit hat sich die Zahl der ausländischen Ärzte innerhalb von sieben Jahren mehr als verdoppelt. 2016 zählte die Bundesärztekammer 41.658 berufstätige ausländische Ärzte, das waren elf Prozent der Ärzteschaft.
Gesundheitsministerin lehnt Verschärfungen ab
In Niedersachsen ist derzeit sogar etwa jeder siebte berufstätige Arzt Ausländer. Viele sind in Provinz-Krankenhäusern angestellt. Das Borromäus-Hospital im ostfriesischen Leer etwa wirbt gezielt spanischsprachige Mediziner an. Im Krankenhaus von Holzminden sind vor allem Ärzte aus Osteuropa tätig. Die meisten ausländischen Ärzte sind Syrer, gefolgt von Rumänen, Russen und Iranern.
Niedersachsens Gesundheitsministerin Carola Reimann lehnt eine Verschärfung der bisherigen Regelungen ab. Aufgrund des Bedarfs an Ärzten in Niedersachsen sei die Integration ausländischer Mediziner von großer Bedeutung, speziell auch hinsichtlich der Anerkennung der im Ausland erworbenen Berufsqualifikationen, sagte die SPD-Politikerin heute. Die derzeitigen Anerkennungsregelungen bezeichne auch die Bundesregierung als gelungen, zudem seien Bund und Länder im ständigen Austausch, um eventuelle Schwierigkeiten in den Verfahren zu lösen.
Ärzte aus anderen EU-Ländern in der Unterzahl
Von den knapp 4.600 in Niedersachsen tätigen ausländischen Medizinern stammen etwa 930 aus der Europäischen Union. Weil Arbeitnehmer innerhalb der EU ihren Arbeitsplatz frei wählen können, erfolgt bei ihnen die Anerkennung des Medizinstudiums quasi automatisch.
Das Anerkennungsverfahren der Abschlüsse von Nicht-EU-Bürgern ist dagegen kompliziert und dauert in der Regel mehrere Jahre. Es umfasst unter anderem eine Kenntnisprüfung sowie eine fachsprachliche Prüfung. Zuständig ist der Niedersächsische Zweckverband zur Approbationserteilung (Nizza). Im vergangenen Jahr gab es 783 fachsprachliche Prüfungen, nur 54,5 Prozent der Bewerber absolvierten sie erfolgreich. Bis Oktober 2017 wurden landesweit 334 Approbationen und 732 beschränkte Berufserlaubnisse erteilt.
„Wenn wir das deutsche Staatsexamen für alle fordern, müssen wir aber auch sicherstellen, dass die ausländischen Bewerber entsprechend gefördert werden“, betonte Wenker. In erster Linie sollten Bund und Länder mehr Medizinstudienplätze schaffen. Es gebe genügend Menschen in Deutschland, die Arzt werden wollten. Es sei keine Lösung, aus ärmeren Ländern Mediziner abzuwerben, sagte sie.
Die Ärztekammerpräsidentin präzisiert mit ihrer Forderung nach eigenen Angaben auch den Beschluss des 120. Deutschen Ärztetags 2017, in dem es heißt, dass „die Gleichwertigkeit der medizinischen Grundausbildung aus Drittstaaten in einem bundeseinheitlichen Verfahren und mittels einer gegenüber der zuständigen Approbationsbehörde abzulegenden Prüfung nachzuweisen ist.“
„Meiner Meinung nach kann so ein bundeseinheitliches Verfahren nur das deutsche Staatsexamen sein“, definierte Wenker. Schließlich genieße das Medizinstudium in Deutschland und das hierzulande absolvierte ärztliche Staatsexamen weltweit einen hervorragenden Ruf als Garant für eine umfassende wissenschaftliche Ausbildung und Patientenversorgung auf höchstem Niveau. © dpa/EB/aerzteblatt.de

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