Ärzteschaft
Neurophysiologen warnen vor neuem Sporttrend „EMS-Training“
Dienstag, 9. Januar 2018
Darmstadt – Hocheffzientes Fitnesstraining mit einem minimalen Aufwand von nur 20 Minuten pro Woche versprechen viele Sportstudios mit dem neuen Trend Elektromyostimulation (EMS). Die Deutsche Gesellschaft für Klinische Neurophysiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN) rät aber von dem Training im Breitensport ab: Die Methode sollte nur unter Anleitung ausgebildeter Sportmediziner und Physiotherapeuten zum Einsatz kommen, so die Fachgesellschaft.
Beim EMS-Training werden die Muskeln während des normalen Trainings zusätzlich mit elektrischem Strom stimuliert. Der Sportler trägt dazu einen speziellen Anzug, der den Strom in die Muskeln leitet. Der Trainer gibt Anweisungen und reguliert die Stromintensität für die einzelnen Körperregionen über ein Kontrollpanel. Die gezielte Stromzufuhr führt zu stärkeren Muskelkontraktionen, die auch tiefere Muskelfasern erreichen und somit zum schnelleren Aufbau der Muskulatur. Durch die intensive Anspannung ist ein kurzes Workout ausreichend.
Personal nicht ausreichend geschult
In der Physiotherapie und im Hochleistungssport wird EMS schon seit Jahren zum Muskelaufbau nach einer OP oder längerer Bettlägerigkeit eingesetzt. „Aber während Ärzte und Physiotherapeuten in dieser Methode ausgebildet wurden, ist das Personal in Fitnessstudios oft nicht ausreichend geschult, um die Belastung richtig einzuschätzen“, warnt der Pressesprecher der DGKN, Stefan Knecht.
Entscheidend sei, dass beim EMS-Training die Dosis das Gift ausmachen könne: Ein zu intensives Krafttraining führe zu einer erhöhten Ausschüttung der Creatin-Kinase (CK), einem Enzym, das die Muskeln mit Energie versorgt. Der Anstieg der CK kann beim EMS-Training bis zu 18-mal höher liegen als beim herkömmlichen Training. Diese Extremwerte können in Einzelfällen zu Nierenschädigungen führen.
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Neben ausreichenden Erholungsphasen zwischen den Trainingseinheiten und ausreichender Flüssigkeitszufuhr sei auch eine moderate Stromintensität wichtig. „Geschultes Personal muss die Stromintensität überwachen und die Trainer müssen auf die Gefahr des Übertrainierens hinweisen“, betonte der Chefarzt der Klinik für Neurologie, St. Mauritius Therapieklinik, Meerbusch. Eine Gefahr bestehe darin, dass der geringe Aufwand dazu verleiten könne, häufiger oder ausgiebiger zu trainieren als empfohlen, so Knecht. Geschultes Personal müsse daher auf die Gefahr des Übertrainierens hinweisen.
„Das EMS-Training sollte höchstens ein- bis maximal zweimal pro Woche absolviert werden“, so Knecht. Wer nach dem Training Schmerzen, Herzrasen oder ein Schwächegefühl verspüre, sollte einen Arzt aufsuchen. „Das EMS-Training ist nicht geeignet, um bequem und ohne Anstrengung in Form zu kommen“, warnt der DGKN-Pressesprecher. Er empfiehlt stattdessen ein reguläres Fitnesstraining. © hil/aerzteblatt.de

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