Politik
Hindernisse bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens
Montag, 15. Januar 2018
Stuttgart – Obwohl der digitalen Medizin große Potenziale zugesprochen werden, ist der Digitalisierungsgrad des Gesundheitswesens hierzulande sowohl im internationalen Vergleich als auch im innerdeutschen Branchenvergleich gering. Warum ist die breite Einführung digitaler medizinischer Anwendungen in Deutschland so schwierig, und welche Lösungsansätze gibt es zur Überwindung der Hürden? Antworten auf diese Frage gibt eine im Georg Thieme Verlag erschienene, frei verfügbare Originalarbeit anhand von qualitativen Experteninterviews. Befragt wurden 18 ausgewählte Experten aus verschiedenen Bereichen (wie Krankenkassen, Politik, Verbände, Industrie).
Danach sahen die Interviewpartner sowohl akteursspezifische als auch -übergreifende Hürden. Eine wichtige Rolle spielen bei Ersteren Interessenkonflikte zwischen Ärzten und Krankenkassen in der zuständigen Projektgesellschaft gematik. So fehle bei Selbstverwaltung und Ärzteschaft teilweise der Wille und eine adäquate Organisationsstruktur, um die Digitalisierung voranzutreiben.
Fehlende Interoperabilität
Auf akteursübergreifender Ebene werden die Schwierigkeit des Nutzennachweises und die fehlende Interoperabilität als primäre Hemmnisse bewertet. Die Gesetzgebung und Regulierung stellen nach Meinung der Experten dagegen überwiegend kein Hemmnis dar. Eine Ausnahme hiervon bildet das Verbot der ausschließlichen Fernbehandlung in der ärztlichen Berufsordnung.
Lösungsansätze werden vor allem in einer stärkeren Patientenzentrierung und in gesetzlichen Regelungen gesehen. So sollten der Infrastrukturausbau und die Interoperabilität stärker durch staatliche Maßnahmen koordiniert und unterstützt werden. Eine positive Kommunikation über Möglichkeiten und Nutzen digitaler Lösungen sei zusätzlich wichtig.
Das Fazit der Studienautoren: Ein fester politischer Wille und eine übergreifende Strategie, die durch ein entsprechendes Kommunikationskonzept zu begleiten ist, scheinen für die Digitalisierung des Gesundheitswesens notwendig zu sein.
Gesetzgeberisch können verbindliche Vorgaben etwa für brancheneinheitliche Standards sowie für Fristen und Sanktionen für die Selbstverwaltung hilfreich sein. Gleichzeitig sollten Anwender früh mit in die Entwicklung einbezogen und positive Anreize zur Nutzung digitaler Lösungen gesetzt werden. © KBr/aerzteblatt.de

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