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Baden-Württemberg zieht medizinische Fachkräfte aus dem Ausland an

Montag, 22. Januar 2018

/dpa

Stuttgart – Das Interesse von medizinischen Fachkräften aus dem Ausland an einer Tätigkeit in Baden-Württemberg steigt rasant. Das Land hat nun mehr Stellen geschaffen, um die Anerkennung für Ärzte und Pfleger mit ausländischer Berufs­qualifikation zu beschleunigen. „Die Fachkräfte werden dringend gebraucht, und wir wollen mit mehr Personal für eine Entspannung auf dem schwierigen Arbeitsmarkt für Ärzte und Pfleger sorgen“, sagte Sozialminister Manne Lucha (Grüne). Baden-Württem­berg sei das attraktivste Bundesland für Pfleger, weil das Lohnniveau um sechs Prozent höher sei als im Bundesschnitt.

Im Jahr 2012 beantragten 300 Ärzte eine Anerkennung ihrer im Ausland erworbenen Abschlüsse, im Jahr 2016 waren es schon 1.300. Bei den Krankenpflegern ist die Nachfrage noch höher: Die Zahl der Anträge verzehnfachte sich von 300 (2012) auf 3.000 im Jahr 2016. Und 2017 blieben die Werte auf diesem Niveau. Die Zahl der erteilten Approbationen, also der staatlichen Zulassungen für Ärzte, lag Ende Novem­ber 2017 bei 810; 1.408 Pfleger erhielten ihre Berufsurkunden.

Nachqualifizierung notwendig

Die Ärzte müssen sich vor der Approbation nachqualifizieren, wenn ihre Ausbildung nicht gleichwertig mit der hiesigen ist. Ihre Sprachkenntnisse müssen so gut sein, dass sie im Gespräch mit dem Patienten, in der Fall-Dokumentation und im Austausch mit Kollegen bestehen können. Pfleger können bei Nachschulungsbedarf eine Prüfung ablegen oder sich parallel zu ihrem praktischen Einsatz nachqualifizieren.

Für die Anerkennung zuständig ist in Baden-Württemberg das Regierungspräsidium Stuttgart. Bis Oktober vergangenen Jahres waren Mitarbeiter auf 7,5 Stellen mit dem Thema befasst. Das Land stockt das Personal um acht neue und 2,2 Stellen aus dem Sozialministerium auf. „Wir geben jetzt Gas, damit die Personallücken in den Krankenhäusern schneller geschlossen werden können“, sagte Lucha. Allerdings sind noch immer zwei Stellen in der Anerkennungsbehörde unbesetzt.

Zuzug nur ein Instrument

Aus Sicht der Landesärztekammer ist der Zuzug ausländischer Ärzte nur ein Instrument, Lücken zu schließen. „Vorrangig müssen wir aber die hier ausgebildeten Ärzte halten und die Studienkapazitäten ausbauen“, betonte Kammersprecher Oliver Erens. 4.456 ausländische berufstätige Ärzte zählte die Kammer Ende 2016 – das entspricht rund neun Prozent aller Ärzte im Land. Die größte Gruppe stellen die Rumänen, gefolgt von den Griechen.

Im gemessen an der Bettenzahl größten Krankenhaus im Südwesten, dem Stuttgarter Klinikum, haben elf Prozent der Ärzte eine ausländische Staatsbürgerschaft; im Pflege­dienst sind es zwölf Prozent. Aktuell sind 57 Arztstellen unbesetzt, fünf im Pflege­dienst.

Die Baden-Württembergische Krankenhausgesellschaft (BWKG) hält das Personalplus im Regierungspräsidium für notwendig. „Jetzt muss abgewartet werden, ob das reicht“, sagte Verbandssprecherin Annette Baumer. Die Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen beklagten, dass die Anerkennungsverfahren zu lange dauern. „Mancher Arzt ist bereits in ein anderes Bundesland abgewandert, weil es da schneller ging“, weiß Baumer. Dabei fällt es nach einer BWKG-Umfrage 64 Prozent der Kliniken schwer, ihre Arzt­stellen zu besetzen; im Bereich der Pflege sind es 70 Prozent. „Ohne die ausländischen Fachkräfte wäre die Situation noch schwieriger“, sagt Baumer. „Aber den Personal­mangel werden sie nicht ausgleichen können.“

Das IQ-Netzwerk zur Integration internationaler Fachkräfte hofft auf mehr Tempo. Ziel sei, die bisher bis zu acht Monate dauernden Prozesse auf die gesetzlich vorgegebenen drei Monate zu verkürzen, sagt Anerkennungsberaterin Maryam Shariat aus Mannheim. Das entlaste die Kliniken, weil sie Stellen früher besetzen könnten. Auch der Bundes­verband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) verlangt eine raschere Anerkennung ausländischer Abschlüsse. Die Mitglieder könnten nicht sechs Monate oder länger darauf warten, dass die Behörde den Eingang von Dokumenten bestätigt oder neue Nachweise fordert. © dpa/aerzteblatt.de

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