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Politik

Wundversorgung und Schmerzerfassung in Pflegeheimen oft mangelhaft

Donnerstag, 1. Februar 2018

/dpa

Berlin – Bei der Wundversorgung und der Schmerzerfassung gibt es deutliche Mängel in den 13.600 stationären Pflegeheimen. Bei den 13.300 ambulanten Pflegediensten gibt es vor allem Probleme bei der Intensivpflege und der Beratung der Pflege­bedürftigen. Das zeigt der fünfte Qualitätsbericht des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenkassen und ihres Medizinischen Diensts (MDS) für 2016. Die Überprüfungen verdeutlichen steigende Anteile von Pflegebedürftigen, die unter Demenz leiden, chronische Schmerzen haben oder eine Inkontinenzversorgung benötigen.

Laut Bericht benötigten 37,1 Prozent der Bewohner von Pflegeeinrichtungen eine Schmerzerfassung. Allerdings ist sie nur bei 82,1 Prozent der Betroffenen erfolgt. Bei sechs Prozent der Bewohner war eine Wundversorgung notwendig: Bei 24,4 Prozent von ihnen wurde sie aber nicht ausreichend umgesetzt. Hier sehen die Prüfer eine deutliche Verschlechterung gegenüber dem letzten Qualitätsbericht.

Niveau nicht zufriedenstellend

Verbesserungen registriert der Bericht bei der Dekubitus-Vorbeugung: 43,7 Prozent der Heimbewohner hatten ein Risiko von Druckgeschwüren; 80,7 Prozent wurden ange­messen behandelt. Dieses Niveau sei nicht zufriedenstellend, urteilten die Prüfer. Der Anteil der Bewohner, bei denen freiheitseinschränkende Maßnahmen wie Bettgitter oder Gurte eingesetzt wurden, ist von 12,5 Prozent auf 8,9 Prozent zurückgegangen. Ziel müsse aber ein weiterer Rückgang sein, so die Prüfer.

Deutlich verschlechtert hat sich auch die Versorgung von ambulant versorgten Beat­mungspatienten. Bei jedem vierten Patienten wurden die Wechsel- und Reinigungs­intervalle nicht eingehalten. Erstmals wurden auch die Abrechnungen der ambulanten Dienste überprüft. Fast sieben Prozent zeigten deutliche Auffälligkeiten bei der Rechnungslegung.

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz forderte ein konsequenteres Vorgehen der Prüfer bei Mängeln. Es sei erstaunlich, dass ein Großteil der dargestellten Mängel in der offiziellen Behandlungs- und Pflegefehlerstatistik des MDK gar nicht auftauche, sagte Vorstand Eugen Brysch.

„Auch wenn noch Einiges zu tun ist, entwickelt sich die Pflegequalität doch insgesamt in die richtige Richtung“, erklärte Gernot Kiefer, Vorstand des GKV-Spitzenverbandes. Er mahnte als zentrale Baustellen an, die Bedingungen für die Pflegekräfte zu verbessern und die Transparenz über die Pflegequalität auszubauen. „Derzeit arbeitet die Wissen­schaft an einem neuen System und wir erwarten, dass wir Ende dieses Jahres mit der Umsetzung beginnen können. Schlechte Qualität soll sich, anders, als es bei den Pflegenoten möglich war, nicht mehr verstecken können“, erklärte Kiefer. Die Pflege­noten waren zuletzt heftig kritisiert worden. Die Politik hatte die Selbstverwaltung zuletzt aufgefordert, diese zu überarbeiten.

„Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt für Pflegekräfte hat sich über die Jahre aufgebaut und kann nun nicht in wenigen Monaten verbessert werden"Peter Pick, Geschäftsführer des MDS

„Die Berichtsergebnisse zur Versorgungsqualität zeigen, dass weitere Verbesserungen notwendig sind“, betonte Peter Pick, Geschäftsführer des MDS. Ohne systematische Schmerzerfassung könnten Medikamentengaben nicht angepasst werden. Handlungs­bedarf bestehe „sowohl bei der Personalausstattung als auch bei der Umsetzung des fachlich gebotenen Handlungsbedarfs“. Dennoch zeigt der Bericht Pick zufolge, dass „die Mehrheit der Pflegebedürftigen entsprechend der Anforderungen an eine gute Pflege versorgt wird“.

Personalmangel wissenschaftlich bislang schwer messbar

Beim Thema Personalmangel machen Pick und Kiefer deutlich, dass es bislang keine anerkannten wissenschaftlichen Instrumente gebe, wie die Bemessung von Personal­quoten funktionieren könne. Derzeit entwickele die Universität Bremen ein entsprechendes Modell. „Dies ist keine triviale Aufgabe", erklärte Kiefer vom GKV-Spitzenverband.

Nach seiner Aussage müssen bei einem Modell die unterschiedlichen Bedarfe der pflegebedürftigen Menschen in einer Einrichtung abgebildet werden, die sich aber ständig verändern könne. Außerdem müsse die unterschiedlichen Berufe, die in einer Pflegeeinrichtung arbeiten, abgebildet werden. Dazu gehören neben Pflegekräften auch Pädagogen oder Therapeuten, so Kiefer. Für Pick ist es wichtig, dass die Pflegekräfte dort eingesetzt werden, wo sie gebraucht werden. Beispielsweise gebe es immer mehr Patienten mit Demenz oder Mehrfacherkrankungen. Auch müssten die Nachtschichten in Einrichtungen personell deutlich besser ausgestattet werden.

„Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt für Pflegekräfte hat sich über die Jahre aufgebaut und kann nun nicht in wenigen Monaten verbessert werden", sagte er mit Blick auf die aktuellen Koalitionsverhandlungen. Es sei daher richtig, dass nun ein Paket für 8.000 neue Pflegekräfte geschnürt werde. Den runden Tisch zur Pflege begrüße der GKV-Spitzenverband, so Kiefer.

Grundlage des Prüfberichts sind Daten aus über 26.000 Qualitätsprüfungen, die im Jahr 2016 in Pflegeheimen und ambulanten Pflegediensten durch den MDK (Medizinischen Dienst der Krankenversicherung) stattgefunden haben. Die MDK-Prüfer untersuchten dabei die Versorgungsqualität bei 175.000 pflegebedürftigen Menschen. Die Ergeb­nisse sind repräsentativ für die Pflege in Deutschland. Zuletzt wurden diese Daten 2010 und 2013 erhoben. © afp/kna/may/bee/aerzteblatt.de

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