Ausland
Influenza: Nachlassende Impfquote in Europa
Mittwoch, 7. Februar 2018
Kopenhagen – Obwohl in Europa jedes Jahr schätzungsweise 44.000 Menschen an den Folgen von Grippeerkrankungen sterben und die Gesundheitsbehörden (fast) aller Länder zur Impfung raten, hat die Impfmüdigkeit in vielen Ländern zugenommen. Eine Studie in Vaccine (2018; 36: 442–452) registriert in jedem 2. Land einen Rückgang der verfügbaren Impfstoffe. Nur ein Land, Schottland, erreicht das Ziel, 3 Viertel aller Senioren – die wichtigste Risikogruppe – zu impfen.
Insgesamt 68 Millionen Impfdosen wurden in der Grippesaison 2014/2015 in Europa verteilt. Dies ist zwar ein leichter Anstieg gegenüber 2008/2009. Damals standen 60 Millionen Impfdosen zur Verfügung. Die Zunahme ist jedoch einzig auf einen Nachholbedarf in einigen Ländern Osteuropas (Russland, Weißrussland, Kasachstan) zurückzuführen. Auch in Israel und Portugal wurde zuletzt mehr geimpft als 7 Jahre zuvor. In der Hälfte der 53 Länder der WHO-Region Europa (die alle Staaten der ehemaligen UdSSR umfasst) ist die Zahl der Grippeimpfungen rückläufig.
Dabei sind sich die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und das Europäische Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) einig, dass die Impfquote bei der Grippe in den meisten Ländern viel zu niedrig ist. Die WHO und der Europäische Rat hatten gefordert, dass bis 2015 3 Viertel aller Senioren geimpft sein sollten. Auf diese Risikogruppe entfallen 90 % aller Todesfälle, und obwohl die Schutzwirkung der Grippeimpfung im Alter infolge der Immunseneszenz nachlässt, könnten vermutlich viele dieser Todesfälle verhindert werden.
Doch das Ziel wurde von fast allen Ländern verfehlt. Nur in Schottland wurden am Ende mehr als 75 % der Senioren geimpft. Die übrigen Länder des Vereinigten Königreichs und Weißrussland blieben knapp unter der Quote. In allen anderen Ländern lassen sich weniger als 75 % der Senioren impfen (in Deutschland waren es zuletzt nur 37 %).
Auch in den anderen Risikogruppen besteht allgemeine Impfmüdigkeit. Bei Menschen mit chronischen Erkrankungen liegt die Abdeckung bei unter 40 %. Auch von den Beschäftigten im Gesundheitswesen (die in erster Linie ihre Patienten schützen sollen) lassen sich weniger als 40 % impfen (in Deutschland zuletzt nur 26 %). Bei Schwangeren waren es ebenfalls weniger als 40 %, bei Kindern 11 % (mit einer großen Schwankung von weniger als 1 % bis fast 80 %).
Die niedrige Impfquote ist für Pernille Jorgensen vom WHO-Regionalbüro in Kopenhagen und Mitarbeitern des VENICE-III-Konsortiums, das die Daten zusammengestellt hat, nicht nur eine verpasste Gelegenheit, Grippeerkrankungen und Todesfälle in den Risikogruppen zu verhindern. Mit dem Rückgang der Grippeimpfungen könne es auch im Fall einer erneuten Pandemie schwierig werden, die erforderliche Menge an Impfstoffen zur Verfügung zu stellen. © rme/aerzteblatt.de

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