Politik
NRW-Gesundheitsminister warnt vor „Katastrophe“ wegen Hausärztemangels
Montag, 12. Februar 2018
Düsseldorf – Der Hausärztemangel in Nordrhein-Westfalen (NRW) verschärft sich. Nach jüngsten Zahlen des Gesundheitsministeriums waren im Herbst schon 574 Hausarztsitze in NRW komplett unbesetzt. Die Zahl der jährlich ausscheidenden Hausärzte hat sich demnach seit 2006 um fast 80 Prozent auf zuletzt 457 erhöht. Die Zahl der neu zugelassenen Hausärzte ist hingegen nicht einmal halb so hoch. „Wenn wir nicht schleunigst etwas tun, steuern wir hier auf eine Katastrophe zu“, sagte Landesgesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) in Düsseldorf.
Besonders dramatisch ist die Situation demnach in Westfalen-Lippe. Hier sind bereits 57 Prozent aller 5.007 Hausärzte über 60 Jahre alt, fast 20 Prozent sogar schon über 65. In der Ärzteregion Nordrhein stellt sich die Situation noch nicht ganz so dramatisch dar, ist aber ebenfalls alarmierend. Hier sind etwa 40 Prozent aller 6.261 Hausärzte über 60, über zwölf Prozent über 65 Jahre.
Zahl der Hausärzte halbiert sich
„In den nächsten zehn Jahren wird voraussichtlich jeder zweite der heute in NRW niedergelassenen Hausärzte in Rente gehen“, bilanzierte Laumann. Damit breche „das Rückgrat der medizinischen Versorgung“ weg. Seit 2006 ist die Zahl der jährlichen Anerkennungen neuer Allgemeinmediziner in NRW um rund 39 Prozent auf nur noch 219 geschrumpft. Mehr als doppelt so viele Hausärzte waren aber 2016 ausgeschieden.
„Wir müssen vor allem mehr Allgemeinmediziner ausbilden“, bekräftigte Laumann. Bis zum Herbst werde die Landesregierung einen Fahrplan für den angekündigten Aufbau einer Medizinischen Fakultät in Ostwestfalen-Lippe vorlegen. Außerdem soll an jeder medizinischen Fakultät in NRW mindestens eine gut dotierte W3-Professur für Allgemeinmedizin eingerichtet werden.
„An der Universität Witten/Herdecke wollen wir die Zahl der Medizinstudienplätze bis zum Jahr 2024 verdoppeln – von heute 84 auf dann 168 pro Jahr“, kündigte Laumann an. Zudem soll NRW als erstes Bundesland mit einer „Landarztquote“ im Medizinstudium junge Hausärzte in die Provinz locken.
Schließlich werde auch das Hausärzteförderprogramm der Landesregierung so umgesteuert, dass es attraktivere Konditionen für Niederlassungen in besonders kleinen, unterversorgten Regionen biete. Die Änderungen sollen im zweiten Quartal dieses Jahres wirksam werden. © dpa/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema


