Medizin
Stammzell-Impfung gegen Krebs erfolgreich im Mausmodell
Freitag, 16. Februar 2018
Stanford – Induzierte pluripotente Stammzellen (iPS) konnten in Mäusen eine spezifische Immunantwort gegen Brust-, Lungen- und Hautkrebs auslösen. Der Impfstoff könnte dabei helfen, Rückfälle nach Tumoroperationen zu vermeiden. Eine Autoimmunreaktion wurde bisher nicht beobachtet. Die Ergebnisse publizierten die Forscher um Joseph C. Wu vom Stanford's Cardiovascular Institute and Institute for Stem Cell Biology and Regenerative Medicine in Cell Stem Cell (2018; doi: 10.1016/j.stem.2018.01.016).
Forscher generieren iPS-Zellen, indem sie adulte Körperzellen – hier Fibroblasten – reprogrammieren. In der Studie erhielten 75 Mäuse verschiedene iPS-Impfstoffe, die zuvor durch Bestrahlung inaktiviert wurden. Innerhalb von 4 Wochen gingen neu eingeführte Brustkrebszellen bei 70 Prozent der geimpften Mäuse vollständig zurück. Die übrigen 30 % der Versuchsmäuse wiesen signifikant kleinere Tumore auf.
„Schon vorher war bekannt, dass (bestrahlte) Tumorzellen als Impfung gegen Tumore einsetzbar sind“, sagt Hinrich Abken von der Uniklinik Köln. Die Theorie der Autoren: Eine große Menge der Antigene auf iPS-Zellen ist auch auf Krebszellen vorhanden. Aufgrund dieser Gemeinsamkeiten baut das Immunsystem von Labormäusen, die mit iPS-Zellen geimpft wurden, eine Immunantwort gegen diese Antigene auf, die sich gegen Krebszellen richten.
Klinisches Potenzial muss noch geprüft werden
Pluripotente Stammzellen hätten genau wie auch embryonale Stammzellen viele Eigenschaften mit Tumorzellen gemeinsam, bestätigt der Leiter des Labors für Tumorgenetik und Immunologie Abken. Dass die iPS-Zellen dasselbe Set oder einen großen Teil der Tumorantigene des jeweiligen Patienten ausprägen, und nicht irgendwelche Tumorantigene, dürfte aber umstritten sein.
Um wirksam zu sein, müssen Antikrebsimpfstoffe ein oder mehrere Antigene in den Körper einführen, die T-Zellen aktivieren. Die Forscher kombinierten iPS-Zellen zudem mit einem Immunitätsbooster bestehend aus einem Ausschnitt aus bakterieller DNA namens CpG, der beim Menschen als sicher angesehen wurde.
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„Dieser Ansatz kann klinisches Potenzial haben, um ein Wiederauftreten des Tumors zu verhindern oder Zielfernmetastasen zu erreichen“, ist Wu überzeugt. Etwas zurückhaltender äußert sich der Genetiker und Immunologe Abken: „Offen bleibt, ob das wirklich so am Menschen einsetzbar sein wird.“ Da Maus und Mensch ähnliche Muster hätten, wäre dies aber durchaus wahrscheinlich. Man könne zum jetzigen Zeitpunkt auch noch nicht sagen, ob der Impfstoff gegen natürliche Tumore mit einer langen Entwicklungszeit schützen würde – und nicht nur gegen induzierte Tumore aus Tumorzelllinien, gibt Abken zu Bedenken.
Die Ergebnisse der Studie hält er aufgrund der verwendeten Standardmausmodelle aber für „ziemlich robust“. „Der Ansatz ist spannend, herausfordernd und sicherlich wert, wissenschaftlich weiter verfolgt zu werden. Es ist aber viel zu früh, um ihn als ‚Heilverfahren‘ bezeichnen zu können.“ © gie/aerzteblatt.de
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