Vermischtes
Göppinger Klinik kämpft weiter gegen multiresistenten Keim
Dienstag, 20. Februar 2018
Göppingen – Eine Klinik in Göppingen hat im Kampf gegen einen multiresistenten Keim betroffene Patienten isoliert. Die Stadt hatte dies gefordert und ein Zwangsgeld von 50.000 Euro angedroht, sollte die Klinikleitung die geforderten Maßnahmen nicht umsetzen.
Dazu gehört neben der Zusammenlegung aller Patienten, die die vancomycinresistenten Enterokokken (VRE) in sich tragen, dass in diesem Bereich gesondertes Personal eingesetzt wird, wie der medizinische Geschäftsführer, Ingo Hüttner bei einer Pressekonferenz erklärte. Zudem muss jeder Patient auf den Erreger getestet werden, bevor er aufgenommen wird. Ausgenommen sind Notfälle.
Mehr Infektionen
Anlass für diesen Schritt ist die gestiegene Zahl der Infektionen: In den ersten Wochen des neuen Jahres wurden sieben infizierte Personen gezählt, wovon jedoch vier schon mit dem Keim ins Krankenhaus kamen. In den ersten Wochen des Jahres 2017 gab es hingegen nur zwei Infektionen in dem Göppinger Haus. Seit Anfang 2016 wurden in der Klinik 47 infizierte Personen gezählt. Im Januar dieses Jahres sei eine infizierte Patientin gestorben, teilte die Klinik gestern mit. Ob die Infektion auch Todesursache war, wird nach Angaben einer Kliniksprecherin derzeit von den zuständigen Behörden geklärt.
Bereits im Mai 2017 war ein 90-jähriger Patient an einer durch VRE hervorgerufenen Blutvergiftung gestorben. Es gebe lediglich drei Reserveantibiotika, mit denen eine VRE-Infektion behandelt werden kann, erklärte der Chefarzt unter anderem für Infektionskrankheiten, Martin Bommer. Aktuell befänden sich 33 Patienten, die den Keim in sich tragen, aber noch nicht daran erkrankt sind, auf der Isolierstation. Bislang hat die Klinik solche Patienten in gesonderten Zimmern untergebracht.
Gestern stellte die Klinik vor, was sie schon alles unternommen hat, um der VRE-Fälle Herr zu werden. Dazu gehört demnach, dass das Pflegepersonal mit Detektoren ausgestattet wurde, die anzeigen, wann die 30 Sekunden vorüber sind, die eine wirkungsvolle Händedesinfektion dauert. Um Angehörige und Besucher zu informieren, wurde ein Flyer gedruckt. In allen Zimmern wurden Handdesinfektionsspender angebracht. Seit 2016 hat die Klinik zehn zusätzliche Reinigungskräfte eingestellt, die konkrete Anweisungen erhalten hätten, wie zum Beispiel Toiletten zu reinigen sind.
Wo der Keim herkommt und ob die Quelle dafür in der Klinik liegt, ist laut Hüttner nach wie vor unklar. In Kliniken kommt es immer wieder zum Befall mit VRE. Dem Landesgesundheitsamt ist nach eigener Auskunft jedoch kein weiterer Fall bekannt, in dem die Problematik so lange andauerte wie im „Haus am Eichert“, das zu den Alb-Fils-Kliniken gehört.
In Baden-Württemberg wurden seit 2016 neben dem VRE-Ausbruch in Göppingen nur zwei kleinere Häufungen von VRE-Fällen im Kreis Esslingen sowie einer im Schwarzwald-Baar-Kreis registriert. In den Kliniken verschiedener europäischer Länder wird seit rund 15 Jahren ein häufigeres Vorkommen von VRE beobachtet, wie das Robert-Koch-Institut mitteilte. Nach Angaben des Landesgesundheitsamtes ist im Sommer ein Treffen großer Kliniken geplant, um über ein gemeinsames Vorgehen in VRE-Fällen zu beraten. © dpa/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema

