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Politik

Zahl der Schwangerschafts­abbrüche gestiegen

Dienstag, 6. März 2018

/dpa

Wiesbaden – Nach jahrelangem Rückgang ist die Zahl der Schwangerschaftsabbrüche in Deutschland im vorigen Jahr wieder gestiegen – um 2,5 Prozent auf rund 101.200. Wie das Statistische Bundesamt heute berichtete, waren die meisten der Frauen, die eine Schwangerschaft abbrechen ließen, zwischen 18 und 34 Jahre alt. Mit 72 Prozent stellten sie die größte Gruppe. Der Anteil der unter 18-Jährigen lag bei drei Prozent, rund acht Prozent waren 40 Jahre und älter. 2016 hatte es gut 98.700 Schwanger­schaftsabbrüche gegeben.

Besonders hoch war die Zahl der Abtreibungen im Vergleich zu den Geburten in Mecklenburg-Vorpommern – dort kamen auf 1.000 geborene Kinder 207 Schwangerschaftsabbrüche. In Berlin und Bremen lag die Quote nach vorläufigen Berechnungen sogar bei 232 beziehungsweise 226 Abbrüchen pro 1.000 Geburten. In Bayern und Baden-Württemberg waren es dagegen nur rund 96.

Medizinische Gründe selten

Medizinische Gründe oder eine Schwangerschaft nach einer Vergewaltigung waren nach Angaben des Statistischen Bundesamts in vier Prozent der Fälle die Begründung des Schwangerschaftsabbruchs. Dieser ist auch dann möglich, wenn die Frau sich in einer anerkannten Schwangerschaftskonfliktberatungsstelle von einem Arzt oder einer Ärztin beraten lassen hat – das war in 96 Prozent der Fälle der Fall. Fast alle Frauen ließen den Eingriff ambulant vornehmen. In rund 79 Prozent der Fälle gingen die Frauen dazu in eine gynäkologische Praxis, in 18 Prozent in ein Krankenhaus.

Für den Schwangerschaftsabbruch fuhren sieben Prozent der Frauen in ein Bundesland außerhalb ihres Wohnortes, hieß es weiter von den Statistikern. Mehr als tausend Frauen kamen demnach aus dem Ausland – insbesondere aus Polen, wo das Abtreibungsrecht sehr streng ist und Frauen nur nach einer Vergewaltigung oder bei Gefahr für ihr Leben die Schwangerschaft abbrechen dürfen.

„Den Tourismus gibt es nach wie vor“, sagte auch die Gießener Ärztin Kristina Hänel. Sie war im vergangenen Jahr zu einer Geldstrafe von 6.000 Euro verurteilt worden, weil sie nach Ansicht des Amtsgerichts der mittelhessischen Stadt auf ihrer Webseite Werbung für Schwangerschaftsabbrüche gemacht hat. Auch sie behandele immer noch Patienten, die aus Bayern oder Baden-Württemberg anreisen, sagte Hänel. Dort sei vor allem in früheren Jahren der Zugang zu wohnortnahen Ärzten, die einen Abbruch vornehmen, schwierig gewesen.

Andere Frauen fahren Hänel zufolge in eine andere Stadt, weil sie fürchten, an ihrem Wohnort oder im Bekanntenkreis könne bekannt werden, dass sie eine Schwanger­schaft abbrechen ließen. „Und die Frauen, die einen späten Abbruch vornehmen lassen, fahren immer noch nach Holland“, sagte die Ärztin. In Deutschland kann ein Schwanger­schaftsabbruch nur bis zur zwölften Woche straffrei vorgenommen werden.

© dpa/aerzteblatt.de

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