Ärzteschaft
Psychotherapeuten votieren gegen Möglichkeit, Psychopharmaka zu verordnen
Montag, 12. März 2018
Fulda – Die Delegierten des Bundesverbands der Vertragspsychotherapeuten (bvvp) haben sich in Fulda mit absoluter Mehrheit gegen die Möglichkeit zur Verordnung von Psychopharmaka ausgesprochen.
„Wir haben etwas Anderes gelernt und wollen auch weiterhin ausschließlich psychotherapeutische Methoden zur Heilung und Linderung von psychischen Störungen anwenden“, stellte der erste Vorsitzende des bvvp, Benedikt Waldherr, auf Nachfrage des Deutschen Ärzteblatts klar. Gerade als Verband, der ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten gemeinsam vertritt, sei die Meinung zur Psychopharmakaverordnung sehr eindeutig gewesen.
Hintergrund ist ein Gesetzentwurf
Notwendig geworden war eine Positionierung, weil das Bundesgesundheitsministerium (BMG) in seinem Arbeitsentwurf für ein Gesetz zur Reform der Psychotherapeutenausbildung vom 25. Juli 2017 unter anderem einen Modellstudiengang Psychopharmakologie vorgesehen hat. Die Ärzteschaft und insbesondere die Bundesärztekammer (BÄK) lehnen dies eindeutig ab.
„Die Verordnung von Arzneimitteln soll weiterhin allein den Ärzten vorbehalten sein“, forderte beispielsweise Ulrich Clever, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft „Ärztliche Psychotherapie“ der BÄK, bei einem Symposium zur ärztlichen Psychotherapie im vergangenen Dezember in Berlin.
Die Bundespsychotherapeutenkammer hat sich zu den vorgesehenen Modellstudiengängen Psychopharmakologie noch nicht eindeutig positioniert. Erwartet wird eine Entscheidung auf dem kommenden Deutschen Psychotherapeutentag an 20. und 21. April in Bremen.
Die Delegierten in Fulda erkennen den Stellenwert der Behandlung psychischer Störungen mit Medikamenten bei einer entsprechenden Indikation an. Sie sehen aber ihre Verordnung nur zum Aufgabenfeld der Ärzte gehörig.
„Wir müssen natürlich wissen, wie Psychopharmaka funktionieren, das ist sehr wichtig. Aber ich muss sie nicht verordnen können, sondern kann das den Ärzten überlassen“, betonte der Psychologische Psychotherapeut Waldherr. Er arbeite in seiner Praxis im bayerischen Landshut „sehr gut mit Psychiatern vor Ort zusammen“ und schicke Patienten auch dorthin, wenn er die zusätzliche medikamentöse Behandlung für notwendig erachte. Umgekehrt würden die Psychiater Patienten auch an ihn zur Psychotherapie schicken.
Der bvvp hat bundesweit 4.900 Mitglieder. Dem Berufsverband gehören ärztliche und Psychologische Psychotherapeuten sowie Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten mit allen anerkannten Richtlinienverfahren an. © PB/aerzteblatt.de

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