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Politik

Modellvorhaben sieht positive Ergebnisse bei Direktzugang zum Physiotherapeuten

Montag, 12. März 2018

/dpa

Bochum/Berlin – Arbeiten Physiotherapeuten selbstständig und ohne Anweisung von Ärzten, verringert sich nicht nur die Behandlungsdauer. Zugleich gehen die Beschwer­den der Patienten deutlich schneller zurück, ohne Mehrkosten für die Krankenkassen zu verursachen. Das sind Ergebnisse eines Modellvorhabens für mehr Autonomie in der Physiotherapie von BIG direkt gesund und dem Bundesverband selbstständiger Physio­therapeuten (IFK). Beide wollen nun, dass der Gesetzgeber den Direktzugang in der Physiotherapie im Rahmen des Sozialgesetzbuchs V ermöglicht.

Das Modellvorhaben von IFK und BIG direkt gesund startete im Juni 2011 in 40 Modell­praxen. Für den Ergebnisbericht wertete die Zürcher Hochschule für Ange­wandte Wissenschaften (ZHAW) 630 Datensätze von Versicherten der BIG direkt gesund aus. Von 296 Patienten in der Kontroll- und von 334 Patienten in der Modellgruppe liegen Daten vor.

Behandlungsdauer kürzer

Die Kontrollgruppe erhielt ihre physiotherapeutische Versorgung nach Verordnung des Vertragsarztes. In der Modellgruppe wurde die Verordnung für den behandelnden Physiotherapeuten unkenntlich gemacht. Der Physiotherapeut entschied daraufhin selbstständig über die Art des Heilmittels sowie die Dauer der Therapie und die Frequenz der Behandlungseinheiten. Die Analyse zeigt laut ZHAW, dass die Patienten in beiden Gruppen sehr zufrieden mit der Behandlung sind. Im Endeffekt sei es unerheblich, wer die Verordnung ausstelle, hieß es.

In der Modellgruppe war die Behandlungsdauer der Patienten im Schnitt um zwei Wochen kürzer als in der Kontrollgruppe – und das bei durchschnittlich weniger Behandlungseinheiten. Zudem bewiesen die Physiotherapeuten einen verantwortungs­vollen Umgang mit ihrer neuen Rolle. Es war keine Kostenausweitung festzustellen. Bei der Auswahl von Heilmitteln setzten Physiotherapeuten in der Modellgruppe gegen­über der Kontrollgruppe auf eine Kombination aus aktiven (etwa Kranken­gymnastik) und passiven Heilmitteln (zum Beispiel Wärmetherapie).

„Die Ergebnisse sprechen eine eindeutige Sprache: Wenn Patienten direkt vom Physio­therapeuten behandelt werden, geschieht dies genauso wirksam wie nach einer ärztlichen Verordnung und in kürzerer Zeit“, resümiert IFV-Vorstandsvorsitzende Ute Repschläger. Es preche alles für eine neue Aufgabenverteilung im Gesundheitswesen. Bei steigendem Behandlungsbedarf und zunehmendem Fachkräftemangel sei es erforderlich, Versorgungsstrukturen so zu gestalten, dass alle Ressourcen bestmöglich genutzt werden. „Der ausschließliche Weg über den Arzt ist da nicht mehr zeitgemäß. Wir benötigen den Direktzugang in der Physiotherapie“, sagte sie heute.

Peter Kaetsch, Vorstandsvorsitzender der BIG direkt gesund, betonte den Stellenwert des Modellvorhabens für das gesamte Gesundheitswesen. „Unser Ziel ist es, auch für Deutschland nachhaltige und zukunftsfähige Versorgungsstrukturen zu erreichen. Mit dem Modellvorhaben sind wir diesem Ziel einen großen Schritt näher gekommen“, sagte er.

Ärztevertreter lehnen hingegen den Direktzugang zum Physiotherapeuten ebenso wie Blanko­verordnungen ab. Sie fordern, dass Diagnose- und Indikationsstellung beim Vertragsarzt lie­gen sollten. Die Ärzte führen als Kontrapunkte auch die Patienten­sicherheit und ungeklärte Budget- und Haftungsfragen an. © may/EB/aerzteblatt.de

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