Ärzteschaft
Intensivmediziner warnen vor Personalmangel in Kliniken
Freitag, 16. März 2018
Berlin – Auf Deutschlands Intensivstationen zeichnet sich ein gravierenderer Mangel an Pflegepersonal ab. Darauf hat die Deutsche Gesellschaft für Internistische Intensivmedizin und Notfallmedizin (DGIIN) hingewiesen. Die Fachgesellschaft hat deshalb an die Politik appelliert, die Rahmenbedingungen für die Intensivpflege neu zu ordnen und Arbeitsbedingungen, Pflegeschlüssel und Bezahlung deutlich zu verbessern.
Hintergrund für den Appell ist eine Umfrage der DGIIN unter den Weiterbildungsbefugten der Intensivstationen in Deutschland. Ergebnis: In den vergangenen Monaten mussten auf rund drei Vierteln der deutschen Intensivstationen Betten gesperrt werden. In 22 Prozent der Fälle mussten sogar täglich Betten gesperrt werden. Von den Sperrungen waren meist zwei oder drei Betten betroffen.
Als Gründe für die Bettensperrung gab der DGIIN zufolge knapp die Hälfte der Befragten (43,8 Prozent) den Mangel an Pflegepersonal an, rund ein Fünftel (18,8 Prozent) machte einen kombinierten Mangel an Ärzten und Pflegenden dafür verantwortlich.
Auch die Notfallversorgung leidet unter dem Personalmangel. So gaben lediglich 18 Prozent der Befragten an, dass die Notfallversorgung nicht beeinträchtigt war. Ganz direkt drückt sich der Mangel auch im Betreuungsschlüssel von Pflegenden zu Patienten aus, der laut den Vorgaben der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin bei 1:2 liegen sollte, bei schwerem Organversagen sogar bei 1:1. „Tatsächlich muss eine Pflegekraft aber tagsüber 2,5 bis 2,6 Patienten versorgen, nachts sogar durchschnittlich 3,1“, sagte DGIIN-Generalsekretär Uwe Janssens.
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Um mehr Menschen für die Arbeit in der Intensivpflege gewinnen zu können, bräuchte es laut DGIIN eine bessere Anerkennung dieser hochqualifizierten und verantwortungsvollen Aufgabe, einschließlich einer besseren Vergütung der ständigen Arbeit in Spät-, Nacht-, Wochenend- und Feiertagsdiensten.
Auch der Erwerb zusätzlicher Qualifikationen wie eine Fachweiterbildung oder künftig auch die Absolvierung eines Masterstudiengangs in Intensivpflege, sollten gefördert und besser honoriert werden. Die aktuell politisch geforderten Personaluntergrenzen, die einer Überlastung der Pflegenden entgegenwirken sollen, greifen in der jetzigen Form ohne begleitende Förderung und Aufwertung der Intensivpflege zu kurz, so DGIIN-Präsident Reimer Riessen.
„Und wir benötigen dafür eine grundsätzliche Reform der Vergütung intensivmedizinischer Leistungen, welche die für eine Intensivstation angemessene Personalausstattung separat und nicht über die jetzigen Fallpauschalen gegenfinanziert“, forderte er. Die auf Intensivstationen immer häufigere Kompensation von Personalmangel durch den Einsatz von Zeitarbeitern führt seiner Ansicht nach längerfristig eher zu einer weiteren gravierenden Verschärfung des Problems und zu Qualitätseinbußen. © hil/sb/aerzteblatt.de

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