Medizin
Interstitium: Neue anatomische Struktur im Körper entdeckt
Dienstag, 3. April 2018
New York – Das Interstitium hat in den letzten Tage für Schlagzeilen gesorgt. Ein neu entdecktes Organ sollen US-Forscher gefunden haben, das zudem größer als die Haut ist und somit das größte Organ im Körper wäre.
Ganz unbekannt war das Interstitium nicht. Bisher gingen Forscher jedoch davon aus, dass es sich dabei um dichtes Gewebe handele, nicht um Hohlräume, die – ähnlich einem Gefäßsystem – Flüssigkeit und Proteine durch den Körper transportieren könnten. Die neu entdeckte anatomische Struktur beschreibt das Team um Petros C. Benias von der Icahn School of Medicine at Mount Sinai in Scientific Reports (2018; doi: 10.1038/s41598-018-23062-6).
Die Entdeckung ist sicherlich wichtig, aber es handelt sich nicht um ein neues Organ. Christian Trautwein, Uniklinik RWTH Aachen
Das Interstitium ist ein Zwischengewebe, das unter der Haut liegt, aber auch Lunge, Verdauungstrakt und Harnwege auskleidet. Es könne bei Krebsmetastasen, Ödemen, Fibrose und mechanischen Funktionen vieler oder sogar aller Gewebe und Organe von Bedeutung sein, heißt es in der Publikation.
„Die Entdeckung ist sicherlich wichtig, aber es handelt sich nicht um ein neues Organ“, stellt Christian Trautwein von der Uniklinik RWTH Aachen klar. „Das Interstitium ist eine Grenzschicht an der Oberfläche vieler Organe und anderer Körperbereiche, die für Elastizität sorgt.“ Der Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Gastroenterologie, Verdauungs- und Stoffwechselkrankheiten (DGVS) vermutet, dass das Netz nicht nur als mechanischer Puffer dient, sondern auch eine Abwehrfunktion hat und Stoffe durch den Körper transportiert.
Von einer „Art Tunnelsystem“, das zusätzlich neben Blut- und Lymphgefäßen das Bindegewebe durchzieht, spricht Michael Zeißberg, Direktor der Klinik für Nephrologie und Rheumatologie an der Universität Gießen beim Deutschlandfunk Kultur.
Darstellung lebenden Gewebes ermöglichte die neue Entdeckung
Die Hohlräume waren Forschern bisher unentdeckt geblieben, weil die chemische Fixierung von Gewebeproben zwar Zellelemente und Strukturen bewahrt, ihnen aber viel Flüssigkeit entzieht, sodass das Netzwerk kollabiert. Daher gingen Forscher bisher davon aus, dass es sich um dichtes Gewebe handele.
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„Der durch die Fixierung entstandene Kollaps hat dafür gesorgt, dass das flüssigkeitsgefüllte Gewebe, das den ganzen Körper durchzieht, jahrzehntelang in Biopsieproben fest erschien“, sagt Studienleiter Neil Theise vom Mount Sinai Beth Israel Medical Center in New York.
In der Studie haben die US-Forscher chirurgische Proben von Gallengängen untersucht. Einige Minuten vor der vaskulären Ligation und Resektion der chirurgischen Probe wurden die Patienten intravaskulär mit Fluorescein angefärbt. So konnte direkt in situ durch konfokale Endomikroskopie (Probe-based Confocal Laser Endomicroscopy, pCLE) die anatomische Struktur visualisiert werden. © gie/dpa/aerzteblatt.de
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