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Chirurgen plagen Nachwuchssorgen

Dienstag, 10. April 2018

/rogerphoto, stock.adobe.com

Berlin – Bis 2020 erreichen etwa 11.000 Chirurgen in Deutschland das Rentenalter. Das betrifft etwa die Hälfte aller niedergelassenen und fast jeden dritten stationär tätigen Chirurgen. Bis 2030 soll einer Analyse des Wirtschaftsprüfers Pricewater­house Coopers zufolge fast jeder vierte chirurgische Arbeitsplatz unbesetzt sein wird. Darauf hat heute die Deutsche Gesellschaft für Chirurgie (DGCH) hingewiesen. Die Fachgesellschaft sorgt sich um den Nachwuchs.

„Universitäten und Krankenhäuser müssen vor allem an den wichtigen Stellschrauben Work-Life-Balance sowie Forschungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten feilen, um die Chirurgie gegenüber anderen medizinischen Fächern wieder konkurrenzfähig zu machen und im globalen Wettbewerb mitzuhalten“, erklärte DGCH-Präsident Jörg Fuchs heute im Vorfeld des diesjährigen Chirurgenkongresses.

Es ist außerdem kontraproduktiv, die Studierenden zu Hakenhaltern zu degradieren. Jörg Fuchs, DGHC-Präsident

Beginnen müsse die Nachwuchsförderung bereits im Medizinstudium, denn dort ist laut Fachgesellschaft die Grundbegeisterung für das Fach Chirurgie zunächst hoch. „Etwa 40 bis 60 Prozent aller Medizinstudenten visieren zu Beginn ihres Studiums eine chirurgische Laufbahn an“, berichtet Benedikt Braun, Vertreter des Perspektivforums Junge Chirurgie der DGCH. „Nach dem Praktischen Jahr sinken diese Zahlen jedoch schnell auf erschreckende einstellige Werte.“

Einen wichtigen Grund sieht der Assistenzarzt an der Klinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie am Universitätsklinikum des Saarlandes darin, dass Studierende in diesem Abschnitt einen ersten Eindruck vom Arbeitsalltag und dessen physischen und psychischen Belastungen erhalten, die Rahmenbedingungen eines chirurgischen Arbeitsplatzes kennenlernen und sich dann gegen das Skalpell entscheiden.

„Um die Faszination für das Fach Chirurgie erfolgreich zu vermitteln, ist es außerdem kontraproduktiv, die Studierenden zu Hakenhaltern zu degradieren“, mahnte Fuchs. Wichtig sei es, den Nachwuchs über ein Mentoringsystem in die Entscheidungsprozesse zu integrieren und durch Teilhabe und Wertschätzung frühzeitig zu begeistern.

Darüber hinaus müssten die Rahmenbedingungen für angehende Fachärzte deutlich verbessert werden. „In der Weiterbildung benötigen wir ein flexibleres Arbeitszeit­gesetz, mehr finanzielle Unterstützung durch die Krankenhausverwaltungen für Qualifikationskurse, definierte Freiräume für die Forschung sowie die Vermeidung von Kettenverträgen, um eine Karriere- und Familienplanung zu ermöglichen“, so Fuchs.

„Dabei müssen auch Arbeitgeber, die qualifizierten Nachwuchs auf einem zunehmend wettbewerbsorientierten Markt anziehen wollen, moderne Konzepte der Arbeitszeit ermöglichen und entsprechende Rahmenbedingungen für Forscher wie Kliniker schaffen“, ergänzte Braun. Es sei weniger die Chirurgie, die für den Nachwuchs unattraktiv sei, es seien vielmehr ihre Arbeitsbedingungen. © may/EB/aerzteblatt.de

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