Politik
Alten- und Krankenpflege fehlen mehr als 25.000 Fachkräfte
Mittwoch, 25. April 2018
Berlin – In der Alten- und Krankenpflege sind deutschlandweit mehr als 25.000 Fachkraftstellen nicht besetzt. Zudem fehlen rund 10.000 Hilfskräfte, wie aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Grünen im Bundestag hervorgeht. Demnach waren 2017 im Schnitt 14.785 offene Stellen für Spezialisten in der Pflege alter Menschen gemeldet, in der Krankenpflege waren es 10.814. „Wir stehen in der Pflege vor einer echten Fachkräftekrise“, sagte Grünen-Fraktionschefin Katrin Göring-Eckardt.
„Die kleinteiligen Maßnahmen der großen Koalition in den letzten Jahren bleiben wirkungslos, der Arbeitsmarkt für Pflegekräfte ist wie leergefegt.“ Die von Union und SPD versprochenen 8.000 zusätzlichen Stellen im Pflegebereich seien nicht mehr als ein Tropfen auf dem heißen Stein. „Wir fordern ein umfassendes Pflege-Sofortprogramm mit je 25.000 zusätzlichen Pflegefachkraftstellen für die Alten- und Krankenpflege, um die vakanten Pflegestellen schnellstmöglich zu besetzen und die Personalsituation insgesamt zu entlasten“, sagte Göring-Eckardt.
Unterschiede in den Ländern
Wie die Antwort des Bundesgesundheitsministeriums weiter zeigt, ist der Fachkräftemangel in der Pflege in den Bundesländern unterschiedlich groß. Demnach kommen in Berlin auf 100 offene Stellen in der Altenpflege 43 arbeitslose Fachkräfte, in Nordrhein-Westfalen 34, in Bayern und Thüringen dagegen nur 14 und in Rheinland-Pfalz und Sachsen nur 13. Im Bundesschnitt sind es 21.
In der Krankenpflege kommen auf 100 offene Stellen in Berlin 81 arbeitslose Spezialisten, in Mecklenburg-Vorpommern 74, in Baden-Württemberg dagegen nur 29. Im Bundesschnitt sind es in diesem Bereich 41. Im Mai veranstalten die Grünen eine „Pflegewoche“, in der Abgeordnete der Bundestagsfraktion sich in ihren Wahlkreisen in Heimen und Krankenhäusern über die Lage informieren.
Union und SPD haben im Koalitionsvertrag unter anderem ein „Sofortprogramm Pflege“ mit 8.000 neuen Fachkraftstellen und besserer Bezahlung versprochen. Zudem ist eine „Konzertierte Aktion Pflege“ für einen besseren Personalschlüssel und eine Ausbildungsoffensive für Pflegekräfte angekündigt. Weitere Ziele sind der Abbau finanzieller Hürden bei der Pflegeausbildung und die Stärkung der ambulanten Alten- und Krankenpflege im ländlichen Raum.
Experten hatten das Ziel von 8.000 neuen Fachkräften als unzureichend kritisiert. Nach Einschätzung der Diakonie Deutschland gibt es einen akuten Bedarf von 60.000 neuen Stellen in der Altenpflege. Nach Meinung von Linken-Parteichef Bernd Riexinger sind sogar 100.000 Stellen in den Krankenhäusern und 40.000 Stellen für die Altenpflege zusätzlich nötig, um die „zum Teil lebensgefährlichen Zustände in der Pflege zu beenden“.
Weitere Maßnahmen notwendig
Der Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) befand, mit den geplanten 8.000 zusätzlichen Stellen sei das Problem des Fachkräftemangels nicht behoben. „Weitere Maßnahmen und zügige Entscheidungen sind notwendig“, sagte Gernot Kiefer, Vorstand des GKV-Spiteznverbands.
Die Deutsche Stiftung Patientenschutz machte die Arbeitgeber für den Pflegenotstand verantwortlich. „Es kann nicht sein, dass Krankenhäuser und Pflegeheimbetreiber auf Kosten der Pflegekräfte sparen und sogar ihren Profit steigern“, erklärte Vorstand Eugen Brysch. Schließlich seien in den Krankenhäusern über Jahre zusätzliche Arztstellen entstanden, während Pflegestellen abgebaut worden seien.
Die Pflegebeauftragte der SPD-Bundestagsfraktion, Heike Baehrens, nannte das mit der Union vereinbarte Sofortprogramm einen „realistischen ersten Schritt, dem aber unbedingt weitere folgen müssen“. So müssten Bezahlung und Arbeitsbedingungen der Pflegekräfte verbessert werden. © dpa/afp/aerzteblatt.de

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