Medizin
Diese fünf Regeln verlängern das Leben um mehr als ein Jahrzehnt
Montag, 30. April 2018
Boston – Die Beachtung von fünf Regeln einer gesunden Lebensweise war in zwei großen prospektiven US-Beobachtungsstudien mit einer signifikanten Senkung der Gesamtsterblichkeit assoziiert. Nach den Berechnungen in Circulation (2018; doi: CIRCULATIONAHA.117.032047) können Männer im Alter von 50 Jahren ihre Lebenszeit um 12 Jahre, Frauen sogar um 14 Jahre verlängern, wenn sie auf das Rauchen verzichten, sich gesund ernähren, regelmäßig Sport treiben, Übergewicht vermeiden und sich beim Alkoholkonsum mäßigen.
Die USA, eines der reichsten Länder der Erde, belegt auf der Rangliste der Lebenserwartung nur Platz 31. Die Menschen sterben dort heute durchschnittlich mit 79,3 Jahren und damit früher als in den meisten anderen Ländern mit ähnlich hohem Einkommen. Genetische Gründe hat dies vermutlich nicht, da die meisten Vorfahren der heutigen US-Amerikaner aus Ländern kommen, in denen die Lebenserwartung heute höher ist.
Zunehmend ungesunde Lebensweise
Die wahrscheinlichere Erklärung ist eine zunehmend ungesunde Lebensweise der Bevölkerung. Die Zahl der Raucher ist in den USA zwar rückläufig. Dass die US-Amerikaner sich besonders gesund ernähren, wird jedoch niemand behaupten. Dass sie sich gerne aktiv bewegen, ebenfalls nicht. Zwei Drittel der US-Bürger sind zudem übergewichtig oder fettleibig und auch beim Alkohokonsum halten sich die Amerikaner nicht zurück: Fast 90 Prozent der Erwachsenen trinken regelmäßig, und ein Viertel ist laut Umfragen mindestens einmal im Monat betrunken („binge drinking“).
Eine Auswertung der Nurses' Health Study und der Health Professionals Follow-up Study zeigt jetzt, dass eine ungesunde Lebensweise die Lebenserwartung deutlich einschränken kann. Während einer Nachbeobachtungszeit von 34 Jahren bei den Frauen und von 27 Jahren bei den Männern ist es unter den 123.219 Teilnehmern der beiden Kohorten zu 42.167 Todesfällen gekommen, davon waren 13.953 auf Krebserkrankungen und 10.689 auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen.
Ein Team um Frank Hu von der Harvard T. H. Chan School of Public Health in Boston hat untersucht, welchen Einfluss fünf Lebensregeln, die als gesund eingestuft werden, auf die Mortalität hatten. Dies waren der Verzicht auf das Rauchen, eine gesunde Ernährung (Diät-Score in den oberen 40 % der Kohorten), Bewegung (mindestens 30 Minuten pro Tag mit mäßiger bis starker Anstrengung), ein gesundes Körpergewicht (Body-Mass-Index zwischen 18,5 und 24,9 kg/m2) und ein mäßiger Alkoholkonsum (5–15 Gramm pro Tag für Frauen und 5–30 Gramm pro Tag für Männer).
Nach den Berechnungen von Hu können Männer und Frauen im Alter von 50 Jahren, die sich an alle fünf Regeln halten, ihr vorzeitiges Sterberisiko um 74 % senken. Die multivariable Hazard Ratio von 0,26 war mit einem 95-%-Konfidenzintervall von 0,22 bis 0,31 signifikant. Für den Tod an Krebserkrankungen ermittelt Hu eine multivariable Hazard Ratio von 0,35 (0,27–0,45), also eine Reduktion um 65 %. Ein vorzeitiger Tod an Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann durch die gesündeste Lebensweise sogar um 82 % gesenkt werden: multivariable Hazard Ratio 0,18 (0,12–0,26).
Anschaulicher ist der Gewinn an Lebensjahren. Laut Hu hatten Frauen im Alter von 50 Jahren, die alle 5 Regeln beachteten, noch eine durchschnittliche Lebenserwartung von 43,1 Jahren (41,3–44,9). Männer lebten noch 37,6 Jahre (35,8–39,4). Frauen mit 50, die gegen alle 5 Regeln verstießen, hatten dagegen im Durchschnitt nur noch 29,0 Lebensjahre (28,3–29,8) vor sich, bei Männern waren es nur noch 25,5 Lebensjahre (24,7–26,2). Dies ergibt in der Differenz 14,0 Lebensjahre (11,8–16,2), die Frauen in den USA durch eine gesunde Lebensweise gewinnen. Bei den Männern beträgt die Belohnung für den Verzicht auf die 5 Risikofaktoren 12,2 Lebensjahre (10,1–14,2).
Wie immer in prospektiven Beobachtungsstudien lässt sich nicht genau feststellen, ob die fünf Lebensregeln ursächlich für die höhere Lebenserwartung verantwortlich sind. Es ist durchaus denkbar, dass sie nur ein Marker für andere Faktoren sind, die ebenfalls die Lebenserwartung beeinflussen. Es ist durchaus denkbar, dass Männer und Frauen, die durch Bildung und Einkommen in die Lage versetzt werden, einen gesunden Lebensstil zu pflegen, auch in anderen Bereichen privilegiert sind, etwa durch eine geringere Exposition mit Schadstoffen am Arbeitsplatz oder eine bessere Luft am Wohnort. Auch ein verminderter Stress in Beruf und Partnerschaft könnte einen Einfluss haben, der sich in epidemiologischen Studien nur schwer abschätzen lässt. © rme/aerzteblatt.de
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