Politik
Hepatits: IQWiG legt Vorbericht für Screenings vor
Montag, 7. Mai 2018
Köln – Der mögliche Nutzen aber auch Schaden eines Screenings der Allgemeinbevölkerung auf Hepatits B ist mangels aussagekräftiger Evidenz unklar. Bei Hepatitis C könnte ein Screening für bestimmte Gruppen sinnvoll sein. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) in zwei Vorberichten zum Thema.
In Deutschland werden jährlich einige Tausend Fälle von Hepatitis B gemeldet. Akute Infektionen heilen zu mehr als 95 Prozent spontan aus und werden meist nicht behandelt. Nistet sich das Virus jedoch im Körper ein, besteht die Gefahr von Leberschäden, etwa einer Zirrhose oder einem Karzinom. Chronisch Erkrankte erhalten Alpha-Interferon und gegebenenfalls Nukleotid-/Nukleosidanaloga, die die Virusvermehrung hemmen, aber nicht zu einer Heilung führen. Es gibt eine Impfung gegen Hepatitis B, die die Krankenkassen bei Kindern, Jugendlichen und Personen aus Risikogruppen bezahlen.
Hepatitis C wird in Deutschland ebenfalls einige Tausend Mal im Jahr gemeldet. Die akute Erkrankung wird in 50 bis 90 Prozent der Fälle chronisch und kann später zu einer Leberzirrhose oder einem Leberkarzinom führen. Anders als bei Hepatitis B lässt sich die Infektion nicht durch eine Impfung verhindern. Seit einigen Jahren gibt es aber mit den „Direct-Acting Antivirals“ (DAAs) Therapien, die bei einem Großteil der Patienten nach heutigem Kenntnisstand die Viren komplett aus dem Körper beseitigen.
Bei ihrer systematischen Literaturrecherche haben die Wissenschaftler des IQWiG keine Studien gefunden, die etwas über den Nutzen oder Schaden eines Hepatitis-B-Screenings aussagen. Für Hepatitis C fanden sie acht randomisierte kontrollierte Studien, in denen die Behandlung in einem Studienarm gegenüber dem anderen um bis zu 16 Wochen vorverlagert wurde. Dieser Zeitabstand ist aber viel kleiner als die zu erwartende Vorverlagerung der Diagnose und Therapie durch ein Screening.
Keine Aussagen
„Angesichts des langsamen Verlaufs einer chronischen Hepatitis C lassen sich aus diesen Studien keine Aussagen über den Nutzen eines Screenings ableiten“, berichten die IQWiG-Wissenschaftler. Bei Hepatitis C ließe sich der größte Effekt vermutlich durch ein gezieltes Screening von Risikogruppen erzielen, etwa Menschen, die sich Drogen injizieren, vermuten sie.
Es könne jedoch sein, dass gerade diese Menschen für ein Screening schlecht zu erreichen seien oder im Falle eines positiven Befunds nicht optimal therapiert würden. Daher bleibe offen, wie stark diese Gruppe von einem Screening profitieren oder wie stark die Verbreitung von Hepatitis C dadurch zurückgehen würde, so die Autoren des Vorberichts zum Screening auf Hepatitis C. Interessierte können die beiden Vorberichte bis zum 4. Juni kommentieren. © hil/aerzteblatt.de

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